Hohheit der Wohnungsgenossen über Verbrauchsdaten hat absoluten Vorrang

Dresden, 19. April 2016 (geno). Die Hohheit der Genossenschaftsmitglieder über ihre Daten zum individuellen Verbrauch von Strom, Heizung und Wasser hat absoluten Vorrang vor jeglichen wirtschaftlichen Überlegungen. Das war der einigende Tenor eines Thementages, zu dem der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) am Dienstag nach Dresden eingeladen hatte. Die Konferenz unter dem Titel „Digitalisierung“, die regen Zuspruch sowohl bei Wohnungsbaugenossenschaften des Bundeslandes, Soft- und Hardware-Firmen und staatlichen Organisationen fand, skizzierte genossenschaftliche Wohnwelten im Internetzeitalter, in dem soziale Belange mit ökonomischen Notwendigkeiten harmonisiert werden sollen.

Besonders eindrucksvoll schilderte der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft „Lebensräume“ Hoyerswerda eG, Axel Fietzek, die ersten und weiteren Schritte auf dem Neuland der Digitalisierung. Es begann im Jahr 2008, in dem zunächst 500 der insgesamt rund 7.000 Wohnungen technisch so präpariert wurden, dass zum Ablesen der Verbrauchsdaten der Zutritt zu den einzelnen Wohnungen nicht mehr erforderlich ist. „Viele hatten uns vorher Angst gemacht“, so Fietzek. Das habe sich dann als unbegründet erwiesen. Auch wenn der Datenschutz immer als Damoklesschwert über der Genossenschaft schwebe, sei man nun immer in der Lage, tagesaktuell die präzisen Verbräuche über Funk aus der Ferne zu ermitteln. Da nun auch die Wohnungsnutzer die Möglichkeit hätten zu sehen, was in ihrer Wohnung läuft, habe Misstrauen schnell zerstreut werden können. Jeder Wohnungsinhaber könne sich zudem vom eigenen Heimcomputer zu jeder Zeit in das geschützte Zahlenwerk einwählen und über seine individuellen Verbräuche informieren. Da in der Folge jährlich 1.000 bis 1.500 Wohnungen auf neue Messgeräte für Heizung, Kaltwasser, Warmwasser und Strom umgerüstet wurden, befinde sich inzwischen fast der gesamte Wohnungsbestand auf diesem hohen Digitalisierungsniveau. Dass dies auch sehr große Einsparungen und Effizienzen mit sich gebracht hat, beschreibt der Vorstandsvorsitzende an einem Beispiel. Heuzutage beherrsche ein bestens qualifizierter Ingenieur das gesamte Abrechnungssystem, könne sofort vom Computer aus Auskunft an die Wohnungsnutzer geben und könne sogar noch in der zweiten Hälfte seiner Arbeitszeit für andere Aufgaben der Genossenschaft eingesetzt werden. Früher waren Fremdfirmen mit dem Ablesen beauftragt worden. Umständlich mussten Wohnungsbesuche – manchmal mehrfach – angekündigt und absolviert werden. Dafür war hoher personeller und zeitlicher Aufwand vonnöten.

Dem Beispiel der Hoyerswerdaer Genossenschaft folgte mit geringfügigen Modifikationen in der Organisation die sehr viel größere Dresdener Wohnungsgenossenschaft „Aufbau“, bestätigte deren Vorstand Gita Müller. Sie bereiteten seit 2013 eine solche Umstellung vor und setzen sie erstmals in diesem Jahr in 290 Wohnungen um. Dazu wurde eine neue Kooperation mit den Dresdener Energierversorgern DREWAG und ENSO vereinbart. Pro Jahr sollen dann rund 1.500 Wohnungen umgerüstet werden. Müller, die mit dem Vorstand die Verantwortung über insgesamt 17.000 Wohnungen trägt und damit an der Spitze einer der größten deutschen Wohnungsgenossenschaften steht, rechnet in etwa zehn Jahren mit dem Abschluss dieser umwälzenden Aktion. ++ (ds/mgn/19.04.16- 096)

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