Bauhaus und Genossenschaften in kreativer Symbiose

Weimar/Dessau/Dortmund, 10. Januar 2019 (geno). Das in diesem Jahr weltweit begangene Jubiläum des vor 100 Jahren in Weimar gegründeten, in Dessau fortgesetzten und in Berlin letztlich von den Nazis aufgelösten Bauhauses wird auch die Genossenschaftsbewegung erneut in das Rampenlicht rücken.

Bauhaus und Genossenschaften befinden sich nämlich in einer sehr engen symbiotischen Beziehung. Der Schweizer Architekt Hannes Meyer gehörte zu den Bauhäuslern, die beide mit geradezu höchster Kreativität zueinander ins Verhältnis gesetzt hat. In einer Sonderbeilage der Tageszeitung „Die Welt“ vom Donnerstag sind dazu diverse Beispiele und Facetten für das Verschmelzen von technisch-künstlerisch Machbarem und dem sozialen Anspruch der Lebens- und Arbeitswelt geschildert und ausgebreitet. „Die Ideen der Bauhaus-Pioniere wirken nach – und ihre Namen sind weit oben auf der ewigen Bestenliste einflussreicher Architekten und Planer zu finden“, heißt es in einem Beitrag unter dem Titel „Licht, Luft und Sonne für ALLE“.

Nach dem Ersten Weltkrieg habe der soziale Wohnungsbau einen Boom erlebt. Stadtplaner und Architekten gehörten zur Avantgarde. Allerdings habe ihr Vermächtnis auch viel Kritik provoziert. Max Welch Guerra, Direktor des Bauhaus-Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Planung, blickt differenziert auf die Leistungen der Bauhaus-Vordenker. „Einerseits hatten sie den Mut, die Neugier und die Expertise, um Neues in der Stadtplanung auszuprobieren.“ So hätten sie dazu beigetragen, dass guter und bezahlbarer Wohnraum auch für die weniger Wohlhabenden geschaffen werden konnte. Problematisch sei aber, was sich in der Nachkriegszeit aus dem Bauhaus-Gedanken entwickelt habe. Hochhausiedlungen wie die Gropiusstadt oder Marzahn in Berlin entsprängen der Logik, möglichst schnell, preiswert und nach industriellen Standards zu bauen. Das funktioniere aber mit zunehmender Diversität der Bewohner und den gewachsenen Ansprüchen nach individuellem Wohnen und einem ansprechenden urbanen Umfeld einfach nicht mehr. „In Deutschland werden derartige Siedlungen nicht mehr gebaut  – aber dort, wo es gilt, möglich schnell, möglichst viele Menschen mit einem Dach über dem Kopf zu versorgen, werden die gleichen Fehler wiederholt“, so Welch. Der auch als Professor für Raumplanung und Raumfoschung an der Bauhaus-Universität Weimar tätige Wissenschaftler stellt mit Bedauern auf die Gegenwart blickend die Frage: Welcher Stararchitekt beschäftigt sich denn mit sozialem Wohnungsbau ?“ Diesbezüglich könnten sich die heutigen Superstars vom Bauhaus noch das eine oder andere Bauklötzchen abschneiden.

Seine konkrete Sichtweise aus der Perspektive einer praktisch tätigen Wohnungsgenossenschaft äußert der Vorstandsvorsitzende des Spar- und Bauvereins Dortmund, Franz-Bernd Große-Wilde. „Unser Ziel ist die Versorgung breiter Schichten der Bevölkerung mit gutem, langlebigem und bezahlbarem Wohnraum. Serielles Bauen, wie dies schon im Bauhaus angelegt wurde, ist eine Möglichkeit, um die Baukosten bei Neubauten im Rahmen zu halten. Die Vorfertigung einzelner Module ist eine andere“. Anders als bei uniformen Großprojekten der Vergangenheit werde aber heute auch bei genossenschaftlichen Neubauten auf die unterschiedlichen Bedingungen der Mitglieder eingegangen. „Bei einem Mehrgenerationen-Projekt unserer Wohnungsgenossenschaft in Dortmund konnten die Erstbewohner unterschiedliche Grundrisse auswählen – darüber erfolgt dann auch die gewünschte Differenzierung der Bewohnerschaft“, erklärte er der Zeitung. ++ (ar/mgn/10.01.19 – 007)

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