Bioenergiedorf-Genossenschaft in finanzieller Bredouille

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Göttingen, 14. November 2018 (geno). Deutschlands erstes energetisch vollständig autarke Kommune im südniedersächsischen Jühnde gerät durch strengeren Vorschriften im Agrarsektor in eine unerwartete finanzielle Bredouille. Das neue Regelwerk verlangt etwa 700.000 Euro für bauliche und technische Neuerungen. Das Geld soll in die Anlagen investiert werden, mit denen die das Projekt tragende Genossenschaft die Gemeinde Jühnde vor rund anderhalb Jahrzehnten von der zentralen Stromversorgung unabhängig machte und gleichzeitig für eine effiziente Wärmeversorgung der Häuser sorgte. Kostentreibender Hauptverursacher ist die neue Düngemittelverordnung. Sie fordert von Biogasanlagen-Betreibern, die Lagerkapazität für das Gärsubstrat von bisher sechs auf neun Monate auszudehnen. Das macht den Bau neuer Behälter erforderlich.

Die Generalversammlung der rund 200 Mitglieder umfassenden Genossenschaft hat deshalb ihren Vorstand beauftragt, einen Kooperationspartner ausfindig zu machen, um die technische Aufrüstung der Energieanlagen am Rande des Ortes im Landkreis Göttingen nicht alleine stemmen zu müssen. Derzeit ist die Kassenlage ohnehin trübe. Im Geschäftsjahr 2017 hat es ein Minus von 200.000 Euro gegeben. Grund ist das Ausbleiben eines „Technologiebonus“, der eigentlich vom Stromnetzbetreiber für aus Biomasse produzierter und ins Netz eingespeister Elektrizität kommen muss. Diese Zahlung von jährlich 80.000 Euro wird jedoch verweigert und nun von der Genossenschaft gerichtlich eingeklagt.

Bisher lief das im Jahr 2004 begonnene Pilotprojekt sehr erfolgreich. Jeder der an der Genossenschaft beteiligten Haushalte in Jühnde sparte mit den modernen Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien jährlich rund 750 Euro Energiekosten. Die Energiegewinnung aus Biomasse brachte dem Dorf Einnahmen von mehr als 680.000 Euro pro Jahr ein. Das Projekt fußt auf einem Vorhaben des Interdisziplinären Zentrums für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Universität Göttingen. Die Biogasanlage mit einer Leistung von 700 Kilowatt erzeugt jährlich rund fünf Millionen Kilowattstunden Strom und damit mehr als das Doppelte des Bedarfs in Jühnde. Die Anlagen benötigen  pro Jahr als Substrat 9.000 Kubikmeter Gülle und 15.000 Tonnen Biomasse, die auf einer Fläche von 320 Hektar angebaut und gerntet werden. ++ (en/mgn/14.11.18 – 222)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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