Genossenschaft ist mehr als eine Rechtsform

Bullay, den 14. Juli 2023/coopgo. Die Genossenschaftsidee ist eine Weltanschauung und Genossenschaft kann auch funktionieren! Es fehlen in Deutschland derzeit nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Das angestrebte europäische Genossenschaftsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es besteht Aufholbedarf, denn im direkten Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn hat die Rechtsform Genossenschaft in Deutschland keine hohe Akzeptanz. Genossenschaften haben zwar grundsätzlich ein positives Image, aber das Hauptproblem sind die Mitglieder, die sich größtenteils weder mit ihrer Genossenschaft identifizieren noch das Wesen einer funktionierenden Genossenschaft mental verinnerlicht haben. Es fehlt an genossenschaftlicher Identität aber auch an der Bereitschaft, die Genossenschaftsidee zu leben oder sich überhaupt damit zu befassen. Eine ausgeprägte Obrigkeitshörigkeit, das „genossenschaftliche Führerprinzip“, die allmächtige genossenschaftliche Selbstverwaltungsorganisation sind überwiegend historisch bedingt und führen bei den Mitgliedern zu Resignation und Passivität. Aber auch auf die Altersstruktur der Genossenschaftsmitglieder spielt Rolle. Aber eine Genossenschaft ohne Genossen kann gar nicht funktionieren.

Laut Berechnungen von igenos,  der Interessenvertretung der Genossenschaftsmitglieder,  hat die genossenschaftliche Finanzgruppe im Jahr 2022 ca. 200 Mit € in  Imagewerbung investiert. Ein Betrag den die Mitglieder der Volks- und Raiffeisenbanken finanziert haben. Aber wofür – macht Mitgliederwerbung für ein Konzept ohne Zukunft? wirklich Sinn? Die GenoNachrichten berichteten mehrfach ( hier und hier und hier) über diesen Medienrummel, der anscheinend davon ablenken sollte, dass an mehreren deutschen Gerichten Genossenschaftsmitglieder gegen die Missachtung des genossenschaftlichen Förderauftrags (hier und hier) klagen. Laut igenos wird die  Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft vorsätzlich missbraucht. Die Systemvorteile der Rechtsform werden mitgenommen, die Mitgliederförderung und die genossenschaftliche Mitbestimmung  bleiben auf der Strecke. Das führt im Zusammenhang mit der Fusionspolitik  letztendlich zur quasi Enteignung der Mitglieder, die systembedingt nicht am Vermögenszuwachs ihrer Genossenschaft beteiligt sind.  Diese massiven, belegbaren Vorwürfe  richten sich vor allem gegen die Bankgenossenschaften und große Wohnungsgenossenschaften, deren Geschäftspolitik mehr oder weniger von den Genossenschaftsverbänden vorgeben wird.

Bereits 1995 stellte Prof.Dr. Rolf Steding fest: „Genossenschaften befinden sich in einem Dauerkonflikt zwischen Identitätsfindung und Artverfremdung“ , die von den genossenschaftlichen Verbänden zumindest akzeptiert, wenn nicht gesteuert wurde. Folgerichtig büßt die Rechtsform der Genossenschaft immer mehr von ihrer Originalität im System des Gesellschaftsrechts ein. Hat sich das „. Deutsche System Genossenschaft“ in den vergangenen 20 Jahren weiter entwickelt, weiter verselbstständigt oder noch weiter von der Basis entfernt? 

Nachstehend drei Statements des ICA (International Cooperative Association), die auf einer internationalen Online Conference diskutiert wurden und uns Hoffnung machen! Es ging bei der ICA Veranstaltung am  Internationalen Tag der Genossenschaft 2023 um die Umsetzung der UN Nachhaltigkeitsziele. “ Put the people and the planet before Profit. Cooperatives just build a better World. Another World is possible!“ 

Führerprinzip, Genossenschaften
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