Berlin, 26. September 2020 (geno).Was ist eine Wohnungsgenossenschaft? Allein die Fragestellung deutet auf gravierende Wissenslücken hin. Anscheinend ist Berlins Wohnungsgenossenschaftssektor vom Spaltpilz befallen, denn es ergibt sich kein einheitliches Meinungsbild. Das offenbart das seit drei Tagen in Kraft befindliche Landesgesetz zum sogenannten Mietendeckel überdeutlich. Das zersetzende Gift besteht in gravierenden Wissenslücken über genossenschaftliche Prinzipien und deren gesetzliche Interpretation. Es hat auch Vorstände und Aufsichtsräte, Verbände und Politiker befallen.

Die toxische Rezeptur wird auch von einer Marketingoffensive von Berliner Wohnungsgenossenschaften verabreicht, der 25 von insgesamt 80 Berliner´Genossenschaften angehören.
Eine Wohnungsgenossenschaft ist eine Genossenschaft, die ihre Mitglieder mit Wohnraum versorgt. Das Nichtmitgliedergeschäft ist zulässig, wenn dieses in der Satzung der Genossenschaft festgelegt ist.Warum das so ist erklärt der genossenschaftliche Förderauftrag, der sich nur auf die Mitglieder bezieht. Somit sind Mitglieder und Nichtmitglieder grundsätzlich ungleich zu behandeln. Das heißt die Mitglieder bezahlen an ihre Genossenschaft eine kostenabhängige Nutzungsgebühr, während Nichtmitglieder eine Miete an die Genossenschaft entrichten. Die Mietzahlungen fallen unter das Landesgesetz zum Mietendeckel. Die Nutzungsgebühr ist davon unberührt. Über die Höhe der Nutzungsgebühr können die Genossenschaftsmitglieder im Rahmen ihrer Generalversammlung selbst entscheiden. So funktioniert Genossenschaft.

Um eine wirkungsvolle Wurzelbehandlung in erster Linie bei den Genossenschaftsmitgliedern vorzunehmen, eignen sich Grundbildungskurse über Selbstverwaltung, innergenossenschaftliche Demokratie und Transparenz. Dieses Bildungsprogramm wird unter anerem von igenos in Zusammenarbeit mit dem MMW-CoopGo Bundesverband angeboten. Impulse dazu können von örtlichen Aktionen zur Förderung der lokalen Demokratie ausgehen. Die Initiative „Genossenschaft von unten“ befürwortet das und gibt dazu Anregungen. Sogar finanzielle Förderungen aus den sogenannten Stadtteilkassen der Berliner Bezirksämter sind möglich. So stellt der Bezirk Mitte in acht seiner zehn Stadtteile jeweils 5.000 Euro im Jahr für kleinere, kurzfristig und schnell sichtbare Aktionen in der Nachbarschaft bereit. Hierzu gehören auch Seminare und Diskussionsveranstaltungen zum Thema: Was ist eine Wohnungsgenossenschaft.
Pro Aktion werden bis zu 500 Euro Fördergeld ausgezahlt. „Damit unterstützt die Stadtteilkasse Aktionen aus dem Stadtteil für den Stadtteil, den Austausch der Bewohner und das aktive Zusammenleben“, heißt es in einem Flyer. ++ (wg/mgn/26.02.20 – 033)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (gn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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