Workshop zur innergenossenschaftlichen Demokratie

Berlin, 14. Februar 2019 (geno). Die Berliner Initiative „Genossenschaft von unten“ bewirbt sich um Fördermittel, die als Projekte zur Demokratieförderung vom Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf ausgeschrieben worden sind.

Ein entsprechender Antrag wurde am Donnerstag von igenos e.V. der bundesweiten Interessenvertung der Genossenschaftsmitglieder bei der Behörde eingereicht. Es war der letzte Tag der Bewerbungsfrist. Projektidee ist es, im Mai dieses Jahres einen Workshop zu veranstalten. 130 Jahre Genossenschafsgesetz und die Aktion WV 23.März 89 liefern aber nur den historischen Hintergrund.

Eingeladen werden die Mitglieder von Berliner Wohnungs-genossenschaften. Bei der Zusammenkunft sollen Genossenschafts-experten über die gesamte Palette der Miteigentumsrechte und Mitspracherechte von Genossenschaftsmitgliedern in ihren Selbstverwaltungsorganisationen informieren.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich nämlich in zahlreichen Kooperativen genossenschaftsfremde Entwicklungen vollzogen, die die Wesensart von Genossenschaften schleichend zerstören. Die innergenossenschaftliche Demokratie ist durch die Selbstherrlichkeit von Vorständen und Aufsichtsräte in eine existenzgefährdende Krisensituation geraten.
Begünstigt wurde das durch das Schweigen und Tolerieren gravierender interner Missstände seitens einer Mehrheit der Genossenschaftsmitglieder. So mutierten Vertreterversammlungen zu Abnick-Veranstaltungen vorher in Hinterzimmern von Leitungsgremien diktierter Entscheidungen. Wer sich dem widersetzte, wurde isoliert, denunziert und traktiert. Als Querulanten und Störenfriede wurden solche Demokratie-Aktivisten aus der Genossenschaft und ihrer Mitgliedschaft entfernt.

In Marzahn-Hellersdorf befindet sich mehr als ein Viertel der Quartiere in der Hand von Wohnungsgenossenschaften. Viele der zu DDR-Zeiten errichteten Plattenbauwohnungen wurden nach dem Beitritt zur Bundesrepublik privatisiert oder auch vergenossenschaftlicht. In Ostberlin wurde dieser Prozess durch eine Genossenschaftsrichtlinie des Berliner Senats mit besonderer Strenge begleitet. Dabei litt das innere demokratische Gefüge der Genossenschaften extrem stark, sofern es überhaupt bestanden hat. Deutlich wurde das durch die Insolvenz der Wohnungsgenossenschaft „Eigentum 2000“. Ihre Gründung und Entwicklung sollte ursprünglich Vorbildwirkung ausstrahlen. Aber genau das Gegenteil trat ein. ++ (de/mgn/14.02.19 – 031)

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