Raiffeisens Nähe zu Franz von Assisi – Südtirols genossenschaftlicher Quantensprung

Bolzano/Bozen, 15. November 2018 (geno). Friedrich Wilhelm Raiffeisen erinnert in seiner letzten Lebensphase an Franz von Assisi. Darauf verwies Dir. Mag. Johannes Leitner, Geschäftsführer des Raiffeisen-Revisionsverbandes Niederösterreich-Wien, am Donnerstag in Bolzano bei dem Eröffnungsvortrag der 22. Tagung des Internationalen Instituts für Genossenschaftsforschung im Alpenraum (IGA). Dieser Tatbestand werde künftig ein Diskussionsthema bleiben, um den bedeutenden Genossenschaftspionier zu würdigen und ihm gerecht zu werden. Kain und Abel sowie die Bergpredigt schüfen eine gemeinsame Tonalität. Ohne tiefgreifende christliche Ethik könne ein Unternehmen als Genossenschaft und kooperative Vereinigung nicht auf Dauer aufrecht erhalten und erfolgreich geführt werden.

Der Historiker Hans Heiss, der erst am Vortag seine langjährige politische Tätigkeit in und für die autonome italienische Provinz Südtirol-Alto Adige beendet hatte, hob die Bedeutung des „Systems Raiffeisen“ für die Region hervor. Für Tirol habe es sich besonders im Zeitraum 1880 bis 1919, als Krebsgang angesagt war und sich die Habsburger Donau-Monarchie in einer tiefen Agrarkrise befand, als Motor erwiesen. Damit sei ein dritter Weg eingeschlagen worden, der die besondere Rolle Tirols gefestigt hat. Das habe sich auch in der Epoche der Teilung Tirols  erwiesen, als zwischen 1918 und 1945 ein besonderer Härtetest zu bestehen war. Mit der 1972 eingeleiteten Autonomie Südtirols stießen die Raiffeisenorganisationen nach den Worten von Heiss „nach vorn und machten einen Quantensprung“. Er warnte vor gegenwärtigen Gefahren. Die von Raiffeisen geforderte Basisdemokratie dürfe nicht zu einer Honoratioren- und Expertendemokratie mutieren. Heiss‘ Fazit lautet: „Raiffeisen wäre mit der Entwicklung in Südtirol nicht unzufrieden.“ 

Wie stark der Genossenschaftsgedanke im lokalen Bereich Südtirols verankert ist, macht Peter Paul Heiss in einem Gespräch mit den GenoNachrichten deutlich. Er ist Obmann der Sarntal eG – einer der 45 zum Raiffeisenverband Südtirol gehörenden Raiffeisenkassen. Die 860 Mitglieder starke Genossenschaftsbank verfüge in der 7.000-Einwohner-Gemeinde über einen Marktanteil von 85 Prozent. Zu Sarntal/Sarentino, dessen Siedlung sich über ein 45 Kilometer langes Tal nördlich von Bozen erstreckt, gehören 28 Ortsteile. 

Die starke Position des genossenschaftlichen Sektors soll weiter gesichert und möglichst ausgebaut werden. Einen wirkungsvollen Impuls dafür gab Mag. Klaus Moosmair vom Raiffeisenverband Südtirol. Er startete mit sofortiger Wirkung einen Innovationswettbewerb. Er richtet sich vor allem an die junge Generation. Bis zum 31. Januar 1919 können neue genossenschaftliche Geschäfts- und Produktideen und -projekte eingereicht werden. Es locken attraktive Preise und Fördermaßnahmen. ++ (rf/mgn/15.11.18 – 223)

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