Griechisches Genossenschaftsfestival befeuert kooperatives Selbstbewusstsein

Thessaloniki, 16. Oktober 2018 (geno). In der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki begann am Wochenende auf dem 5.000 Quadratmeter großen Gelände der seit mehr als fünf Jahren besetzten Fabrik von „Vio.Me“ ein mehrtägiges Genossenschaftsfestival. Der in Arbeiterhand befindliche, selbstverwaltete Betrieb hat dazu regionale Genossenschaften eingeladen, um gemeinsam zu feiern, zu diskutieren und neues kooperatives Selbstbewusstsein zu tanken. Zum kulturellen Rahmenprogramm gehören Filmvorführungen und Darbietungen der lokalen Musik-Szene. Zwei Lagerhallen wurden zu Ausstellung- und Versammlungsräumen umfunktioniert, schreibt die Zeitung „junge Welt“ (jW) am Dienstag.

Das in Berlin ansässige, ebenfalls als Genossenschaft organisierte Printmedium berichtet ausführlich über die Entstehungsgeschichte des griechischen Kooperationsunternehmens. „Die 1961 gegründete Filkeram Johnson AG, ein Hersteller für Keramikfliesen, war der Mutterkonzern der „Vio.Me“-Fabrik, die hauptsächlich Baukleber produzierte. Mit einst 350 Angestellten zählte sie zu den wichtigsten Unternehmen der Region. 2011 meldete die Eigentümerfamilie Filippou den Konkurs an. Am Ende zahlte sie weder Löhne noch Steuern und Sozialabgaben. Weil ein migrantischer Arbeiter schon zuvor unversichert beschäftigt war, hatte ein Teil der Belegschaft bereits 2003 einen Betriebsrat gebildet.“ Von nun an sei es ohne Chefs weitergegangen. Am Ende hätten alle Angestellten, außer die der Geschäftsleitung, entschieden, dass die Fabrik in Betrieb bleibt. Von 60 Arbeitern blieben 36 und besetzten das Werk. Mit Hilfe eines Solidaritätsfonds kamen die nötigen Geldmittel zusammen, um die Produktion wieder aufzunehmen. Um mit der Inbesitznahme des Betriebes nicht auch die Schulden zu übernehmen, gründeten die 17 verbliebenen Arbeiter im selben Jahr unter dem alten Namen Vio.Me eine Kooperative. Sie stellten die Produktion auf ökologische Reinigungsmittel um. Der selbstverwaltete Betrieb exportiert Seifen ins europäische Ausland, vor allem nach Deutschland. Auch der Verkauf ohne Zwischenhändler in den sozialen Zentren der Region klappt blendend. ++ (gr/mgn/16.10.18 – 205)


Der Direktverkauf  ohne Zwischenhandel stand auch im Mittelpunkt der Aktion  https://www.genonachrichten.de/solioli-kampagne-zum-erhalt-griechischer-oliven-kooperativen/

 

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