Genossenschaften als Basis des neuen unabhängigen Baskenlandes – Energiegenossenschaft mit 6.000 Mitgliedern

Bilbao, 17. Juli 2017 (geno). Gerade wird im Baskenland eine Genossenschaft für die Nutzung erneuerbarer Energieträger aufgebaut. Sie hat bereits 6.000 Mitglieder, aber agiert bisher nur als Stromhändler. Darüber informierte Mikel Alvarez von der baskischen Gewerkschaft langile abertzaleen batzordeak (LAB) in einem Interview mit der Tageszeitung „Junge Welt“, das in der Wochenendausgabe veröffentlicht ist. Von dieser Genossenschaft beziehen beispielsweise auch die Büros seiner Gewerkschaft die Elektrizität. Geplant sei zudem, auch eine eigene Produktion aufzubauen. Diese Art der Energiewirtschaft sei Bestandteil der Versorgung mit sämtlichen Lebensmitteln, die in die Hände der baskischen Gesellschaft in einem unabhängigen und souveränen Staat gelegt werden soll.

Der Optimismus der Basken ist verständlich und sogar berechtigt, denn sie können seit mehr als 50 Jahren auf ihrem Terrain die Bilderbuch-Karriere einer Genossenschaft besichtigen. Rund 50 Kilometer von Bilbao entfernt liegt die Kleinstadt Mondragon. Sie ist zum Klassiker und Synonym einer vorbildlichen Genossenschaft geworden. Diese mit dem Ortsnamen identische Kooperative ist zur weltgrößten Industriegenossenschaft gewachsen. Im Jahr 2013 erzielte sie einen Umsatz von 12,6 Milliarden Euro. Zur Mondragon-Kette gehören 122 Firmen, davon sind 88 wiederum Genossenschaften.  Sie zählen zum Maschinenbau, zum Handel, zur Autoindustrie und zum Finanzsektor. Die Mitarbeiterzahl beträgt 63.000 in Spanien und 80.000 weltweit. Etwa drei Viertel von ihnen sind Genossenschaftsmitglieder und am Unternehmen beteiligt.

Die Muster-Biographie der Genossenschaft Mondragon begann während des spanischen Bürgerkriegs. Damals litt die Kleinstadt Mondragon an Massenarbeitslosigkeit. In dieser Situation baute ein katholischer Priester zur Linderung der Not Selbsthilfe-Strukturen auf. Sie bildeten im Jahr 1956 die Basis, um die Kooperative zu gründen. Ihr schlossen sich in der Folgezeit immer mehr Genossenschaften an. Zu den zahlreichen Privilegien gehört das Entlassungsverbot, das seit Bestehen der Genossenschaft noch nicht verletzt wurde. Im Gegenteil: Die Schaffung neuer Arbeitsplätze hat Priorität. Außerdem besteht die Beschlusslage, dass die höchsten Chef-Gehälter das Fünffache der normalen Löhne nicht überschreiten dürfen. Mondragon verfügt über den Nimbus, besonders krisenfest zu sein. ++ (re/mgn/17.07.17 – 142)

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