Genossenschaftsverbände: mangelhafte soziale Kontrolle stärkt genossenschaftliches Führerprinzip

Nürnberg/Bullay den 14.03.2023. Im Zeitraum 16.01.2023 bis 2.02.2023 befassten sich die GenoNachrichten täglich mit dem genossenschaftlich organisierten  Bankensystem. Uns interessierten die Fragen, was ist eine Genossenschaft und welcher Umgang ist künftig mit der noch verbliebenen genossenschaftlichen Substanz zu erwarten? Welche Rolle spielt die genossenschaftliche Selbstverwaltung?

Genossenschaft funktioniert von unten und muß gelebt werden. Nach Auffassung von igenos, der  Interessen Vertretung der Genossenschaftsmitglieder, ist das genossenschaftliche Identitätsprinzip in Deutschland noch nicht richtig angekommen. Mit anderen Worten, um Genossenschaft bewußt zu leben muss das genossenschaftliche Wertesystem erst einmal bekannt sein.  „Leben und Arbeiten in Genossenschaft“ ist eine Lebenseinstellung und diese findet zunächst im Kopf statt. Die tatsächliche Bedeutung der Rechtsform Genossenschaft zeigt ein internationaler Vergleich. Die Mitgliederanzahl in deutschen Genossenschaften ist beeindruckend hoch, aber absolut zweitrangig. Denn solange die Mitglieder ihre genossenschaftlichen Rechte und Pflichten nicht kennen und die Verantwortung für ihr Unternehmen an die gewählten Organe Genossenschaftsverbände delegieren, kann Genossenschaft nicht funktionieren. Ein Beispiel dafür ist die zweifelhafte Fusionspolitik im genossenschaftlichen Bankensektor, die Dank Führerprinzip und mangelhafter Aufklärung regelmäßig von den Mitgliedern abgesegnet wird. Hierzu eine Stellungnahme von igenos e.V.

  1. Genossenschaftsbanken sind Genossenschaften, die ein Bankgeschäft betreiben. Heute missbrauchen ein Großteil der genossenschaftlich organisierten Banken ihre Rechtsform und nutzen diesen Wettbewerbsvorteil zur Kapital Akkumulation. Genossenschaftskapital das aus „entgangener Mitglieder Förderung“ angespart wurde und im Rahmen der Fusionen regelmäßig verschoben wird.
  2. Das Modell der lokal angesiedelten, rechtlich selbständigen Volks- und Raiffeisen Genossenschaftsbank hat aber unter folgenden Voraussetzungen eine Zukunft: Die Mitglieder ändern per Beschluss der Generalversammlung den Geschäftsgegenstand ihrer Genossenschaft.  Das Bankgeschäft wird abgespalten  und an die MeineBank AG ausgegliedert. 
  3. Der Konzentrationsprozess ist sofort zu beenden. Die noch bestehenden Volks- und Raiffeisenbanken bleiben als Bürgergenossenschaften erhalten. Die Genossenschaften haben ihr Bankgeschäft ausgliedert, gegen ein Aktienpaket getauscht und an die „MeineBank Deutschland AG“ übertragen. An den verbleibenden  Servicepunkten  der „MeineBank Deutschland AG“ werden der Kundengruppe , die nicht mit digitalen Angeboten umgehen können auch künftig Bankmitarbeiter zur Verfügung stehen.
  4. Das für die deutsche Bankwirtschaft charakteristische Drei-Säulen-Struktur wird in Frage gestellt. Die GAFAM (Plattform Ökonomie) macht klassische Retailbanken weitgehend überflüssig und wird mittelfristig Marktführer ( als Lizenzgeber ) im Retail Banking. Die Anzahl öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute wird durch Fusionen weiter reduziert. 
  5. Das Spannungsfeld von genossenschaftlicher Tradition und wettbewerbsbedingter Anpassung wird nicht mehr als Last empfunden, da die Genossenschaftsbanken durch Mitgliederbeschluss in Bürgergenossenschaften umgewandelt wurden. Als Konsequenz daraus steht für die erhaltenen Bürgergenossenschaften  der ausgelieferte Teilaspekt „Bank“ nicht mehr im Vordergrund, während das „Genossenschaftliche“ in der Bürgergenossenschaft weiterlebt.
  6. Das in der Region erwirtschaftete Genossenschaftskapital bleibt morgen noch vor Ort erhalten.

(C) igenos e.V. 2023

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