Kooperative auf Liechtensteiner Art – Extravagante Genossenschaftshäuser

Vaduz, 28. Januar 2020 (geno). Der reiche europäische Zwergstaat Liechtenstein hat seit 2014 seine erste Wohnungsgenossenschaft. Über deren Extravaganz und Einzigartigkeit berichtet der Deutschlandfunk am Dienstag aus Vaduz. Für Liechtenstein sei der erste Genossenschaftsbau eine kleine Revolution. Es habe gerade von profitorientierten Vermietern Gegenwind gegeben. Genossenschaftsinitiator Harald Beck zeige sich überzeugt, dass der genossenschaftliche Wohnungsbau Antworten auf drängende Fragen biete. Auch auf die, die sich stellen würden, wenn heutige Pendler eines Tages vielleicht doch zuziehen dürfen.

Liechtenstein hat nämlich mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Das Fürstentum hatte beim Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) vor 25 Jahren eine Quote erkämpft. Das Land braucht pro Jahr nicht mehr als 100 Neubürger aufnehmen. Alle anderen müssen im Ausland leben. Die erwerwerbstätige Bevölkerung der in Liechtenstein Wohnhaften liegt nach Aussage von Beck zwischen 19.000 und 20.000. Die Hälfte aller Arbeitnehmer pendele tagtäglich zu – meist aus der Schweiz und aus Vorarlberg, teilweise aus Süddeutschland. Das verstopfe die Straßen mit Autos und verursache Ärger im Fürstentum. Allerdings sei der Wohnungsmarkt entspannt. Die Leerstandsquote liege zwischen vier und fünf Prozent. Das würde sich mit einer Lockerung der Zuzugsregeln erheblich ändern. „Angenommen – 20.000 Pendler täglich – wir würden jährlich 1.000 Personen hier in Liechtenstein ansiedeln: Dann haben wir Verhältnisse wie in Zürich, Leerstandsquote 0,0. Was passiert: Die Preise würden explodieren“, so Beck.

Er will mit seiner Genossenschaftsgründung verhindern, dass ein Liechtenstein mit mehr Einwohnern und ohne neue, günstige Gebäude schnell ein Land von nur Reichen wird. Inzwischen hat die Kooperative zwei Häuser mit 23 Wohnungen in Vaduz gebaut. Ein weiteres entsteht in der Kommune Eschen. Wer dort wohnt, muss Genosse werden und zahlt dann eine Miete, die auf den tatsächlichen Kosten beruht. „Wir sprechen da vom Genossenschaftsfranken; es ist kein billiges Wohnen, sondern man bildet auch Rückstellungen, dass man Hypotheken reduzieren kann“, erklärt Beck.

Die Genossenschaftshäuser in Vaduz sind keine Sozialwohnungen. Die Fassaden sind edel, in hellem Klinker. Die Wohnungen entsprechen Eigenheimstandard. Beide Bauten basieren auf Nullenergie-Versorgung. ++ (li/mgn/28.01.20 – 014)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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