Balsam für Italiens sterbende Dörfer – Genossenschaft der Wegelagerer Cerreto

Rom, 9. August 2019 (geno). Gemeinde- oder Bürgergenossenschaften sind in Italien der neueste Schrei des Kooperationswesens und Balsam für ländliche Regionen. Noch bevor es gesetzliche Regelungen für sie gibt, breiten sie sich in Windeseile aus und schaffen vollendete Tatsachen. Das sind kreative wirtschaftliche, soziale und kulturelle Gesamtlösungen für sterbende, an Abwanderung leidende Dörfer in abgelegenen Gegenden. So wird umfassende Selbsthilfe in der Regionalentwicklung geleistet.

Das vom Aussterben bedrohte Dorf Cerreto in der weiteren Umgebung der Stadt Perugia hat unter der Regie seiner Bürgergenossenschaft ein touristisches Konzept verwirklicht, das vollinhaltlich den Vorstellungen der EU-Kommission entspricht und Europa als wichtigstes Reiseziel der Welt betrachtet. Die Grundsätze der Initiative von Cerreto sind weitgehend auch in das Manifest des italienischen Fremdenverkehrsverbandes für nachhaltigen Tourismus AITR eingeflossen. Die Erfahrungen der „Bürgergenossenschaft der Wegelagerer von Cerreto“, wie die Briganti di Cerreto auf Deutsch heißen, sowie deren positive Auswirkungen auf Bevölkerung und Territorium sind mehrfach Gegenstand von Analysen und Studien vor Ort gemacht worden. Zahlreiche Diplomarbeiten zu diesem auf das Gemeinwohl ausgerichteten genossenschaftlichen Unternehmensmodell sind entstanden.

Um die gewonnenen Erfahrungen dieser Bürgergenossenschaft weiterzugeben, hat sich die in Cerreto eingerichtete „Scuola della cooperazione di comunita“ als wirkungsvollstes Instrument erwiesen. Dort werden Wissen und Erkenntnisse der Bürgergenossenschaft weiter vermittelt, um sie andernorts in modifizierter Form erneut anzuwenden und zu multiplizieren. Beispielsweise haben an der dritten Auflage der im Jahr 2017 zu Ende gegangenen Schulung zahlreiche Akteure aus dem Erdbebengebiet in Mittelitalien teilgenommen. Ausgerüstet mit den Selbsthilfe-Kenntnissen aus Cerreto sorgen sie nun für den Wiederaufbau und einen ökosozialen Neubeginn in ihrer gemarterten Region. In vielen strukturschwachen, verarmten und abwanderungsgefährdeten Randgebieten Italiens genießen Bürgergenossenschaften hohe Anerkennung. Das Warten auf ein staatliches Rahmengesetz geht dennoch weiter. ++ (ln/mgn/09.08.19 – 137)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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