Kulturland-Genossenschaft bietet sichere Flächen als Strukturhilfe für regionale Biohöfe

Marburg/Hitzacker, 3. Juli 2017 (geno). Die Summe der Genossenschaftsanteile hat sich 2016 von 234.000 Euro auf 612.000 Euro mehr als verdoppelt. Ebenfalls verdoppelt hat sich die Mitgliederzahl der vor mehr als zwei Jahren entstandenen Kulturland eG. Im Gründungsjahr 2014 gab es mit 14 rund ein Dutzend Mitglieder. Das vervielfachte sich mit 107 im Jahr 2015 auf 215 Genossenschaftsmitglieder am Jahresende 2016. Darüber informierte der Genossenschaftsvorsitzende Titus Bahner am Wochenende auf der Generalversammlung auf Hof Stedebach bei Marburg. Zu den jüngsten Kombattanten gehört Hagen Hasselbring mit seinem Hof Mühlenberg in Norddeutschland. Auf der Suche nach Entwicklungsmöglichkeiten entdeckte er für sich die Freilandgeflügelhaltung zur Direktvermarktung und baute sie Schritt für Schritt aus. Sein Hof startete mit der Pacht eines leerstehenden Kuhstalls, einigen Hektar Grünland und einer kleinen Rinderherde.

In dem von Bahner vorgelegten Jahresbericht 2016 ist von hinzugekommenen Flächen für die Höfe Basta im Oderbruch bei Berlin und Gasswies in Baden-Württemberg die Rede. Insgesamt seien fünf Landkaufprojekte beurkundet worden. „Mit knapp 17 ha blieb der Landerwerb 2016 etwas hinter dem Vorjahr zurück. Eine Reihe weiterer Projekte, die noch nicht zur Beurkundung kamen, wurden vorbereitet, darunter auch der seit 2014 geplante Landkauf Heggelbachhof (15 ha), für den derzeit noch eine innovative Finanzierunghsform entwickelt wird“, heißt es in dem Rapport. Die Kulturland eG konnte in den ersten zwei Jahren ihrer Existenz schon 50 Hektar Land für bundesweit sieben Höfe sichern – die meisten davon in Westdeutschland. Neben zehn Prozent Naturschutzanteil an der verpachteten Fläche macht Kulturland Regionalvermarktung/Nahversorgung, Hofführungen, Arbeit mit Schulklassen, Erhaltung aussterbender Rassen  oder Integrationsarbeit zur Bedingung. Bäuerlich inhabergeführte Agrarbetriebe bekommen eine eigentumsähnliche Flächensicherheit zu langfristig moderaten Pachtkonditionen. So soll einer neuen Generation der Boden bereitet werden. Bei Gründung der Genossenschaft war nach den Worten von Bahner noch nicht abzusehen, wie die bäuerliche Welt auf das Angebot zur Flächensicherung reagieren würde. „Werden sich vor allem Höfe in Krisensituationen an uns wenden, die es aus eigener Kraft nicht schaffen und einen letzten Strohhalm zur Rettung suchen ? Tatsächlich ist es umgekehrt: es sind gut geführte und zukunftsorientierte Pionierbetriebe, die auf uns aufmerksam werden und in der Zusammenarbeit mit der Kulturland-Genossenschaft neue Entwicklungsmöglichkeiten erkennen“, stellt der Genossenschaftschef im Editorial des Jahresberichts erfreut fest. Dazu trage auch der im Frühjahr 2016 in Berlin konstitutierte „Arbeitskreis Flächensicherung“ bei, in dem die Bodeninitiativen Kulturland eG, Ökonauten eG, Regionalwert Hamburg, Regionalwert Berlin i.G., die Plattform Hofgründer.de sowie für den Naturschutz der NABU Gransee in Brandenburg ihre Kräfte bündeln. Mit der Schweisfurth-Stiftung in München wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen, der die Beteiligung der Stiftung an der Kulturland-Genossenschaft über ein Sondervermögen ermöglicht.

  Auf der Stedebacher Generalversammlung nennt Bahner konkrete Beispiele des engagierten Anpackens, um auch europaweit neue ökologische und regionale Trägerstrukturen für Grund und Boden in der Landwirtschaft zu schaffen. Auf einem Treffen im Juni 2016 des Netzwerks Access to Land im rumänischen Cluj wurden aktuelle Erfahrungen ausgetauscht. Partner aus Frankreich, Belgien und Großbritannien nahmen teil. An einem Projekt der Universität Bern beteiligten sich Initiativen aus Deutschland – darunter die Kulturland-Genossenschaft – , der Schweiz, Frankreich, Italien und Österreich. ++ (lw/mgn/03.07.17 – 132)

www.genonachrichten.wordpress.com, www.genossenschaftsnachrichten.wordpress.com, e-mail: 133mgn@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), te. 0176 / 26 00 60 27