Genossenschaftswälder wurzeln in Karolingerzeit – Thüringer Forstchronik präsentiert

Erfurt-Egstedt, 14. Dezember 2018 (geno). „Die gemeinschaftliche Bewirtschaftung von Waldgrundstücken geht bis in die Karolingerzeit (700 bis 900 n. Ch.) zurück, in der die ‚freien Bauern‘ die Ackerflächen an die Familien aufteilten, aber der Wald im Gemeinschaftsbesitz dieser Familien blieb.“ So heißt es in der soeben erschienenen und am Donnerstag im Forsthaus Willrode in Erfurt-Egstedt vorgestellten „Forstchronik“.

Das umfassende wissenschaftshistorische Werk mit dem Untertitel „Die Geschichte der Wälder und der Forstwirtschaft in Thüringen“ war anlässlich des 25. Gründungsjubiläums der Thüringer Forstverwaltung herausgegeben und nun in Anwesenheit der mehr als 50 Autoren feierlich präsentiert worden.
Es zeigt deutlich, dass Waldgenossenschaften bis in die Gegenwart der Forstwirtschaft des Freistaates das Gepräge geben. Diese Dominanz kam auch in der DDR-Zeit nicht abhanden – trotz der enormen Belastungen, die über diese altrechtlichen Vereinigungen seinerzeit hereinbrachen. So konnten noch in den Jahren 1959/60 fünfhundert altrechtliche Waldgenossenschaften ermittelt werden, von denen etwa 375 ihre Eigentumsansprüche oder Nutzungsrechte aufrechterhielten.

Nach den Wende-Ereignissen verbesserten sich die Existenzbedingungen erheblich. Dennoch gibt es deutliche Defizite, aber auch Potentiale für diese ganz besonders alten Kooperativen. Das forstfachliche, juristische und historische Wissen schwindet allerdings unwiederbringlich mit jedem Revierförster und Forstwissenschaftler, der seiner Profession ade sagen muss, brachte Volker Gebhardt, Vorstand von ThüringenForst – AöR,  zum Ausdruck. Allein während der rund dreijährigen Entstehungsgeschichte der  Thüringer Forstchronik  seien drei äußerst stark mit der Materie vertraute Praktiker und Forscher verstorben. Dazu zählte Revierförster Gerhard Bleyer aus Rudolstadt, der die nach 1989/90 folgenden strukturellen Umbrüche miterlebte und mitgestaltete. Glücklicherweise konnten er wie weitere zwei Autoren ihre Sachbeiträge noch vor ihrem Ableben abschließen. So wurden wichtige Erfahrungsschätze für die Nachwelt gerettet. An dieser Entwicklungsphase war auch Karl-Heinz Müller aus dem Ilm-Kreis maßgeblich beteiligt. Er hat sich besonders intensiv mit dem Genossenschaftswald beschäftigt. Gegenüber der Redaktion GenoNachrichten bekräftigt er, dass die Kenntnisse über die  juristischen Daseinskonditionen dieser uralten Selbsthilfeorganisationen sehr dürftig sind.

Um diese Wissensrückstände aufzuholen, hofft ThüringenForst  – Anstalt öffentlichen Rechts – als Nachfolginstitution der vor einem Vierteljahrhundert gebildeten Thüringer Forstverwaltung durch das Erscheinen der  Thüringer Forstchronik  auf neue Impulse in Forschung und Praxis. Sie weist deshalb ausdrücklich darauf hin, dass dieses informative Wissens-Kompendium direkt bei ihr von jedermann bestellt und bezogen werden kann (e-mail-Kontakt: jana.scheerschmidt@forst.thueringen.de). ++ (wd/mgn/14.12.18 –  242)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel 8mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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