Gemeinwohl-Zertifikat an ersten Genossenschafts-Dorfladen

 Otersen (Niedersachsen), 12. Februar 2019 (geno). Josef Mispagel vom genossenschaftlichen Dorfladen aus Sachrang im Landkreis Rosenheim hat kürzlich das Testat der Gemeinwohl-Ökonomie erhalten. Er hatte eine Gemeinwohl-Bilanz vorgelegt und ist damit der erste deutsche Dorfladen mit diesem Prädikat. Der kooperativ geführte Laden war 2010 in dem 500 Einwohner zählenden Bergsteigerdorf im Chiemgau gegründet worden. Heute hat er 189 stille Teilhaber. Davon sind 158 aktive Käufer und 21 gleichzetige regionale Lieferanten.

In Deutschland gibt es schätzungsweise 200 genossenschaftliche Dorfläden. Rund die Hälfte davon sind in der Januar 2016 auf der Berliner Grünen Woche gegründeten Dorfladen-Bundesvereinigung mit Sitz im niedersächsischen Otersen organisiert. Es sind Bürgerläden in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Der Bundesverband organisiert beispielsweise Umfragen per e-Mail und sammelt „Schwarmwissen“, das den Mitgliedsbetrieben zugute kommt. Die jüngste Erhebung zum genossenschaftlichen Prüfungswesen wurde Anfang dieses Monats ausgewertet und erbrachte große Differenzen.

„Der Nutzen vieler Prüfungsberichte der Genossenschaftsverbände darf bezweifelt und in Frage gestellt werden. Die von Steuerberatern aufgestellten Bilanzen mit Gewinn- und Verlustrechnung werden durch die 1,5 bis viertägige Prüfung nicht besser und nicht schlechter – eher schlechter, weil die Prüfungskosten die kleinen Non-Profit-Geschäfte zusätzlich belasten.
Kleine Dorfläden erzielen Jahresumsätze von etwa 300.000 Euro und bei regulär einem Prozent Betriebsergebnis verbleiben bestenfalls 3.000 Euro Gewinn als ’schwarze Null‘, die erforderlich sind zur Rücklagen-Bildung, um Ersatzbeschaffungen von Kühlmöbeln, einer neuen Waage, einer neuen Kasse oder Energiesparmaßnahmen zu finanzieren“, erklärt Günter Lühning, Vorstandssprecher der Dorfladen-Bundesvereinigung. Aufgrund der Tätigkeit der Dorfläden auf dem Lande und ihrer sozio-kulturellen Klammerfunktion in der Region müssten die Dorfläden als gemeinnützig anerkannt werden. Das erwarte er von der Politik. ++
(dl/mgn/12.02.19 – 029)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel 0176 / 26 00 60 27

Anmerkung igenos e.V. Deutliche Erleichterungen für Kleinstgenossenschaften wurden bei der letzten Gesetzesnovelle von den Lobbyverbänden jedoch abgelehnt.

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