München/Hamburg, 2. Dezember 2025 (geno) „Victor Aime Huber war der ideologische Vater der Wohnungsgenossenschaften und regte die Gründung als Selbsthilfeeinrichtung an, zur Bekämpfung der Wohnungsnot.“ So erinnert die Münchner Research Portal listenchampion.de an die Wurzeln des deutschen Genossenschaftswesens im Industriezeitalter. Sie schreibt weiter: „Die erste Wohnungsgenossenschaft wurde 1862 gegründet als Häuserbau-Genossenschaft zu Hamburg und besteht bis heute weiter als Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer Genossenschaft“. Die Gründung von Wohnungsbaugenossenschaften habe an Fahrt gewonnen, als 1889 das Genossenschaftsgesetz geändert wurde hin zu einer beschränkten Haftung der Mitglieder. Vorher waren sie unbeschränkt privat haftend. Das war für viele ein zu hohes Risiko. Insofern rekrutierte sich die Mitgliedschaft einer Wohnungsgenossenschaft fast ausschließlich aus der wohlhabenden Bevölkerung.
Endes des Ersten Weltkriegs gab es in Deutschland 1.400 Baugenossenschaften, Durch die große Wohnungsnot in den Zwanziger Jahren erhöhte sich ihre Zahl auf mehr als 4.000.
„In der Nazizeit wurden die Wohnungsgenossenschaften zwangsverschmolzen und unter nationalsozialistische Führung gestellt. So sank ihre Zahl dramatisch. 1949 betrug der Bestand 1.600 Wohnungsgenossenschaften.“ Damals schieden sich die Wege der deutschen Wohnungsgenossenschaften in Ost und West. Zwölf Prozent der Genossenschaftswohnungen befinden sich in Ostdeutschland und nur vier Prozent im Westen. Heute wohnen in Deutschland fünf Millionen Menschen in 2,2 Millionen genossenschaftlichen Quartieren.
Der Wegbereiter der Genossenschaftsbewegung in Deutschland und Europa Huber mutierte in der Öffentlichkeit zum Genossenschafts-Experten auf einigen Kirchentagen der inneren Mission. Sein Wirken blieb dennoch weitgehend unbeachtet. Ein durchaus zutreffendes Urteil über Huber lautet: den Konservativen war der Genossenschaftsgedanke zu liberal, den Liberalen waren Hubers Ansichten zu konservativ-monarchistisch, den Sozialisten paternalistisch-reaktionär und dem politischen Katholizismus zu protestantisch. Huber saß also zwischen den Stühlen aller relevanter sozialpolitischen Strömungen seiner Zeit, so listenchampion.de. Vielleicht ist das ein Grund für die stiefmütterliche Behandlung der deutschen Genossenschaftsbewegung bis in die Gegenwart.
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