Brauchen Genossenschaften Veränderung?

Bullay, den 3.November 2025. Nichts bleibt, wie es ist. Die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz sind die treibenden Kräfte hinter dem Wandel. Keine Gesellschaft, kein politisches System und keine Organisation kann sich Veränderungen dauerhaft entziehen. Im Genossenschaftssektor sollte dies auf Grundlage bewährter Rahmenbedingungen geschehen. Drum sollt sich das Denken und Handeln an einer konsequenten Umsetzung der genossenschaftlichen Werte und am Genossenschaftsgesetzes orientieren. Vor allem geht es darum, den mitgliederbezogenen Förderungsauftrag unmittelbar zu erfüllen und diesen nicht zu verwässern.

Die jeweils von den Mitgliedern errichteten und finanzierten und genutzten Gemeinschaftsunternehmen, also die Genossenschaften, unterliegen keiner Verpflichtung, den Ertrag gemeinschaftlichen Wirtschaftens an eine anonyme Allgemeinheit zu verschenken. Ein absurder Gedanke, denn Genossenschaften sind keine Wohltätigkeitsvereine und auch keine Selbstbedienungsläden(1). Bedauerlich, dass es dazu gekommen ist, Selbstverständliches betonen zu müssen. Es gibt wirklich keinen Grund, mit einem Systemwandel in Richtung Gemeinwesenorientierung und mittelbarer Förderung zu liebäugeln. Eine Befragung aller Genossenschaften in diesem Land würde sicherlich ergeben, dass ein solcher Weg als unsinnige Phantasterei empfunden wird. Die Chancen und der Mehrwert einer genossenschaftlichen Kooperation werden häufig nicht richtig vermittelt und somit auch nicht verstanden.

Woher stammt die Idee, wonach sich Genossenschaften auf die Gemeinwesenebene begeben sollten?„Gemeinwesenorientierung“ oder „Sozialraumorientierung“ werden häufig als Wegweiser bei der Erörterung der Frage, wie die Kirche zukunftsfähig machen lässt, genannt. Es geht darum, sich im Dorf oder Stadtteil uneigennützig für das einzusetzen, was die Menschen brauchen, gemeinsam mit säkularen Einrichtungen. Mit anderen Worten: Als mögliche Antwort auf Relevanzverlust unter das Volk mischen, das ihr fernbleibt. Orientierung am Gemeinwesen erscheint für den kirchlichen Bereich durchaus angemessen und sinnvoll; sie kann wesentlich zur Plausibilität der Institution beitragen.
Sozial- Kultur oder Bürgergenossenschaften haben durchaus ihre Berechtigung. Eine Übertragung auf alle Genossenschaftsarten  erscheint freilich als absoluter Fehlgriff.

Gemeinwesenorientierung? Ein neuer Auftrag an Genossenschaften der neben dem „Normalprogramm“ abzuarbeiten ist?
Nein, weil Genossenschaften in ihrer Mehrheit Wirtschaftsgebilde sind. Das Genossenschaftsgesetz bietet ein klares, in sich stimmiges Konzept der Ausrichtung auf die Mitglieder. Nichtmitglieder sind nicht ausgeschlossen – sie dürfen Kunde sein und Mitglied werden, wenn es die Genossenschaft zulässt. Es reicht, dass die Bürger-, Sozial- oder Kulturgenossenschaften in Richtung Gemeinwesenorientierung agieren. Doch für die klassischen Wirtschaftsgenossenschaften kommt dies nicht infrage. Zwar widmen sich viele dem „Co-operative Citizenship“, um Verantwortung für die Zivilgesellschaft an ihrem Standort Rechnung mitzutragen. Aber das darf nicht ihrem vorgegebenen verbindlichen Auftrag, ihre Mitglieder zu fördern, gleichgestellt sein oder dessen Erfüllung beeinträchtigen. 

Wie kann dann Wandel in Genossenschaften aussehen?Auch Genossenschaften brauchen die treibende Kraft der Veränderung, um entwicklungs- und zugleich zukunftsfähig zu sein. Um nachhaltig wirken zu können muss diese Veränderung  von innen heraus kommen und gelebt werden. Und zwar mit Blick auf die  ihr zugewiesenen Mitgliederorientierung, die dann bei Erfolg die genossenschaftliche Identität und die Akzeptanz der Rechtsform bei den Mitgliedern erhöht. Es käme der Plausibilität genossenschaftlicher Arbeit zugute, nach innen und zur Allgemeinheit hin ihren Status als Einrichtung im Eigentum der Mitglieder und ihre Funktion als Dienstleister der Mitglieder hervorzuheben. Entscheidend ist dabei, was diesbezüglich getan wird und was davon in der Öffentlichkeit ankommt. 

Auch heute sind Genossenschaften noch ein wohlgehütetes Geheimnis. Genossenschaften leben von ihrem guten Image – locken habe niemanden hinter dem Ofen hervor. Der Dritte Weg ist aber keine Sackgasse. igenos Arbeitskreis GenoRecht & Ethik
(1) Bezieht sich auf die Marke der Konsumgenossenschaften Co-op.

Sozialraumorientierung
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