Bullay/Bonn den 27.05.2025. Volks- und Raiffeisenbanken genießen Vertrauen bei Mitgliedern und Kunden. Voller Stolz verkündet diese Bankengruppe, dass die Sicherungseinrichtung des BVR während ihres über 80-jährigen Bestehens noch nie Einleger entschädigen musste und dies insbesondere darauf zurückzuführen sei, dass sie – dem Schutz der Einlagen quasi vorgeschaltet – eben den Institutsschutz praktiziert. Dieser Institutsschutz, bedeutet, dass bei Schieflage einer Genossenschaftsbank die beim BVR angesiedelte BVR-Institutssicherung GmbH (BVR-ISG) mit Bürgschaften, Garantien und Zahlungen einspringt um den Zusammenbruch einer Genossenschaftsbank zu verhindern. Finanziell gespeist wird die BVR-Institutssicherung GmbH durch Beitragszahlungen aller der BVR-ISG angeschlossenen genossenschaftlichen Finanzinstitute.
Allerdings häufen sich in letzter Zeit die Fälle in denen ein Eingreifen der BVR-ISG notwendig ist. Medienberichten zufolge bei der einen Genobank mal 500 Millionen, bei einer zweiten mehr als 400 Millionen und bei der nächsten 100 Millionen usw., schätzungsweise bei den letzten Problemfällen mehr als 1 Milliarde Euro. Die Wahrscheinlichkeit, dass noch weitere Fälle dazukommen ist hoch. Es steckt zwar nicht immer Missmanagement hinter derartigen Finanzproblemen, sehr oft liegt es an gestiegenen Zinsen und am Rückgang der Immobilienpreise, aber der Markt ist unbarmherzig und nimmt darauf keine Rücksicht. Und irgendwann stößt auch die BVR-ISG an ihre Grenzen, genauso wie die ihr angeschlossenen Institute, die ebenfalls Probleme bekommen, wenn die BVR-ISG beginnt, Mittel des Fonds für allgemeine Bankrisiken bei den angeschlossenen Instituten einzufordern.
All dies ist hausgemacht. Die Probleme liegen nicht bei den Instituten, sie liegen nach Auffassung von igenos beim BVR. Denn dieser Bankenverband sieht sich seit seine Gründung im Jahr 1972 als Spitzenverband der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Ihm und der BaFin ist es zu verdanken, dass seitdem die Zahl der Volks- und Raiffeisenbanken um über 90% zurückgegangen ist. Diese 90% wurden jedoch nicht aufgelöst, sondern durch immer weitere Fusionen zu großen Genossenschaftsbanken zusammengeführt. Und je größer die Genossenschaften wurden, desto höher wurden die Gewinnanforderungen und um diese zu erfüllen werden die eingegangenen Risiken höher.
Damals 1972 brauchte niemand Besorgnis zu haben über hohe Verluste in einer Volks- oder Raiffeisenbank. Denn das waren noch Institute die vor Ort selbständig für ihre Mitglieder arbeiteten. Deren Geschäftsguthaben und Rücklagen ausreichten, um alle Mitglieder vor Ort bedienen zu können, ohne Angst vor Kreditausfällen, schließlich kannte man sich persönlich. Das Geschäft mit Nichtmitgliedern wurde erst mit der Änderung des Genossenschaftsgesetzes im Jahr 1973 eingeführt. Eine Änderung die in weitem Umfang auf den Anregungen der Spitzenverbände der Genossenschaften beruhte.
Von den Ende 2024 noch verbliebenen 670 Genossenschaftsbanken gab es:
28 kleine Institute unter 100 Millionen Euro Bilanzsumme
224 mittlere Institute zwischen 100 Millionen und 500 Millionen Euro,
125 mittelgroße Institute zwischen 500 Millionen und 1 Milliarde
274 große Institute zwischen 1 Milliarde und 10 Milliarden Euro
19 große Institute mit einer Bilanzsumme von mehr als 10 Milliarden Euro
Es sind nicht die mittleren Institute und noch weniger die kleinen Institute die Probleme verursachen, es sind die großen Institute. Sie sind gezwungen in einer wenig zinsertragsreichen Zeit andere Erträge zu suchen, also auszuweichen auf Immobilien, Beteiligungen, Staats- und Firmenanleihen und dgl. Und was dabei geschehen kann, fängt aktuell bereits an. Wenn von Immobilienverlusten von mehreren hunderten Millionen Euro gesprochen wird, dann liegt es meist nicht daran, dass Vorstand und Aufsichtsrat falsch gearbeitet haben, es liegt am genossenschaftlichen System selbst, das den Sinn und Zweck einer Genossenschaft von Mitgliederförderung umgedeutet hat in Gewinnerzielung um jeden Preis.
Heute (Mitte des Jahres 2025) sind es (vielleicht nur) 1 Milliarde Euro die von der BVR-ISG garantiert bzw. verbürgt werden. Aber was geschieht, wenn das ganze schlagend wird, wenn die Zinsen weiter steigen und die Immobilienpreise zu Boden sinken? Wenn immer mehr große Volks- oder Raiffeisenbanken gerettet werden müssen? Irgendwann ist auch die BVR-ISG am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen. Und sie ist nur eine GmbH mit 25.000 € Stammkapital.