Ostdeutsche Agrargenossenschaften großflächig verhökert an „Finanzinvestoren“

Magdeburg/Halle an der Saale, 11. August 2023 (geno).Die ALDI-Stiftung hat in Zeitz im südlichen Sachsen-Anhalt eine komplette Agrargenossenschaft aufgekauft, die rund 2.000 Hektar Ackerland bewirtschaftet. Dieser Tatbestand ist Ausgangspunkt eines Berichtes von Niklas Ottersbach im Deutschlandfunk am Freitag in der Senderubrik „Umwelt und Verbraucher“. Der Erwerb der Agrarflächen fand im Jahr 2019 statt, nachdem sich in vielerlei Studien und Untersuchungen herausstellte, dass Boden das „Erdöl des 21. Jahrhunderts“ ist.

Dieser Erkenntnis folgend veranstalten seither sogenannte Finanzinvestoren im Osten Deutschlands regelrechte Aufkauf-Orgien. Die Käufer sind keinesfalls Bauern, Landwirte oder andere im Agrarsektor Tätige, sondern Versicherungskonzerne, Möbelhäuser und Auto-Vertriebsstellen. Diese in Südamerika und Afrika als „Landgrabbing“ bekannt gewordene Raubwirtschaft wird nunmehr inmitten des angeblich zivilisierten Europa salonfähig gemacht. Die bislang aus juristischer Sicht höchst fragwürdigen Umwandlungen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der DDR (LPG) in „Bürgerliche Genossenschaften“ werden von den modernen Landräubern missbraucht. Das wird von den politisch Verantwortlichen nicht verhindert, sondern sogar begünstigt. Es gebe eine „Gesetzeslücke“, teilt Ottersbach mit.

Während der direkte Erwerb von Grund und Boden eigentlich seitens der Behörden genehmigungspflichtig ist, trifft das für die Übernahme von Betriebsanteilen nicht zu. Das nutzen die „Finanzinvestoren“ schamlos aus und beteiligen sich an den „neuen“ Agrargenossenschaften in Ostdeutschland. Im Falle der ALDI-Stiftung gehen rund 800 Hektar von den 2.000 Hektar Land direkt in die Verfügungsgewalt des Einzelhandelskonzerns über. Der im betreffenden Fall stets steigende Wert des Landes wird inzwischen auf derzeit etwa 24 Millionen Euro taxiert. ++ (ar/mgn/11.08.23 – 104)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

Finanzinvestoren, Landgrabbing
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