Attraktive medizinische Kooperation: Bürgermeister ist Genossenschaftschef

Stuttgart/Freiburg i. Br./Reutlingen, 27. Oktober 2021 (geno). In Baden-Württemberg sind derzeit 19 Ärzte-Genossenschaften auf unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern aktiv. Darüber berichtet Annika Reifschneider am Dienstag in der Zeitschrift „Geno Graph“. Die innovativen genossenschaftlichen Modelle im medizinischen Bereich seien vielfältig. Sie reichten von gemeinsam genutzten Räumlichkeiten über Gemeinschaftspraxen bis zur kooperativen Notarztversorgung. Um ein attraktives Arbeitsumfeld für die junge Ärzteschaft für eine Niederlassung im ländlichen Raum zu schaffen, biete das genossenschaftliche Hausarztmodell zukunftsträchtige Lösungen. Dort könnten Mediziner in Anstellung arbeiten – was familienfreundliche Arbeitsplätze in Voll- und Teilzeit ermöglicht – und zudem werden die Ärzte von Bürokratie entlastet, die von kaufmännischen Angestellten der Genossenschaft erledigt werden.

Auch die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in der Rechtsform einer Genossenschaft ist möglich. In den vergangenen Jahren haben genossenschaftliche MVZ’s immer mehr an Attraktivität sowohl für langjährig praktizierende als auch für junge Ärzte gewonnen. Allerdings habe dazu noch eine juristische Hürde beseitigt werden müssen. Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz hatte nämlich eine Regelungslücke in Gestalt von Haftungsfragen erkannt. Diese ist, so Reifschneider, dann im Juli 2018 vom Bundesgesundheitsministerium geschlossen worden. „Die Beamten des Ministeriums teilten auf Anfrage des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums mit, dass Arztpraxen in der Rechtsform einer Genossenschaft ein Selbsthilfeinstrument seien und dass auf besondere zusätzliche Haftungselemente der Gründer verzichtet werden kann,“ so die Autorin.

Auf diese Weise erhöhten sich die Chancen des Genossenschaftsmodells im Gesundheitssektor beträchtlich. Das gelte auch dafür, dass in dieser Betreiberform nicht nur Ärzte, sondern auch Krankenhäuser, zugelassene Wohlfahrtsverbände und Kommunen als Genossenschaftsgründer auftreten dürfen. Das betreffe auch den Pflegebereich. Reaktionen auf diese administrative Klarstellung folgten unverzüglich. So entstanden im Nordschwarzwald und auf der Vorderen Alb MVZ in der Rechtsform der eingetragegenen Genossenschaft. Im Landkreis Calw gründete sich im Oktober 2019 mit der Mednos eG die erste Genossenschaft in Baden-Württemberg zum Betrieb von Hausarztpraxen, die Arztpraxen als MVZ in Calw und in Ostelsheim mit angestellten Medizinern unterhält.

Die bisher jüngste Gründung: Die drei benachbarten Kommunen Hülben, Grabenstetten (beide Landkreis Reutlingen) und Erkenbrechtsweiler (Landkreis Esslingen) haben die Vorteile einer genossenschaftlich organisierten medizinischen Versorgung ihrer Bürger erkannt und im August 2021 die Med-Va eG, was für Medizinische Versorgung Vordere Alb steht, aus der Taufe gehoben.“ Genossenschaftsvorsitzender ist Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser. ++ (mz/mgn/27.10.21 – 123)

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