Team Akademie Genossenschaft made in Finland

Helsinki, 14. Januar 2021 (geno). In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es in Finnland einen Boom der sog.  “Neuen Genossenschaften”. Sie entstanden in völlig neuen Branchen und eröffneten neue Tätigkeitsfelder. Das Konzept wurde in den vergangenen Jahren unter dem Namen Team Akademie ( TiimiAkatemia) weiterentwickelt. Die Team Mitglieder verfügten zuvor meist über keinerlei Erfahrungen mit Genossenschaften und deren wirtschaftlichem Zusammenwirken, wie Prof. Juhani Laurinkani vom Institut für Sozialwissenschaften Kuopio, einem Forschungsinstitut der Universität Helsinki, mitteilt. Er berichtet weiter: “Die Mitgliedergruppen rekrutieren sich primär aus Zuwanderern, Produzenten im landwirtschaftlichen Bereich, Verbrauchergruppen, Gruppen des kulturellen Sektors, Grünbewegungen, Behinderten, speziellen Berufsgruppen und gut ausgebildeten, arbeitslosen Fachleuten.” 

Der Start dieser Genossenschaften ist nicht sehr schwierig gewesen, erklärt Prof. Laurinkani. Dafür hätten Kurzseminare und Halbtagesseminare an verschiedenen Orten gesorgt. Diese Idee wurde inzwischen aufgegriffen und international weiterentwickelt. Die notwendige Hilfestellung bei praktischen Umsetzungsfragen gaben damals Arbeitslosenvereine, Arbeitsämter oder andere lokale Stellen. Referenten waren Vertreter des Arbeits-, Gesundheits- und Sozialministeriums,  sowie Hochschullehrer. Später engagierten sich immer mehr Mitarbeiter von Pellervoseura in der Team Akadamie, eine 1899 gegründeten Gesellschaft zur Förderung des Genossenschaftswesens in Finnland. Sie leitet letztlich das überregionale staatliche Projekt “Neue Genossenschaften”. 

2021 wird das inzwischen seit 27 Jahren bestehende Team-Akademie-Konzept in zwölf Ländern umgesetzt. So auch im spanischen Baskenland. Dort wurde von einem Unternehmerteam der Universität Modragon 2008 die Mondragon Team Academy MTA  in enger Zusammenarbeit mit TiimiAkatemia in Finnland gegründet. Die Mondragon Team Academy (MTA World) ist ein globales Innovationsnetzwerk, dessen Zielsetzung es ist, den Kooperationsgedanken mit Praxiserfahrung zu verknüpfen und als eigenständiges Öko-System zu fördern. Wie die GenoNachichten vom 20.11.2020 berichteten, entstand so ein Studiengang für Mitunternehmer. 

Auch in Deutschland gibt es jetzt eine Team Academy. So stehen Genossenschaften im Zentrum eines an der Hochschule Bremerhaven neu eingeführten Bachelor-Studiengangs, der sich “Gründung-Innovation-Führung” (GIF) nennt. Das Fach, das sich in Form und Inhalt von der klassischen Betriebswirtschaftslehre gravierend unterscheidet, hat eine Regelstudienzeit von drei Jahren. Prof. Dr. Michael Vogel, der mit einer Arbeitsgruppe zusammen, den Studiengang ins Leben rief, wurde mit seiner Gruppe mit dem erstmals vergebenen Bremer Hochschulpreis 2020 für ausgezeichnete Lehre geehrt. Begründung der Jury: „Dieses Studiengangkonzept nimmt die Gründung von Unternehmen durch die Studierenden zum Ausgangspunkt, um den Kompetenzerwerb zu steuern und theoriegeleitete Reflexion anzustoßen. Ein gesamter wirtschaftswissenschaftlicher BA-Studiengang wird komplett neu gedacht – wenngleich nicht mit einem neu entwickeltem, sondern aus Finnland übertragenem Ansatz. Das Studium ist studierendenzentriert und praxisorientiert, enthält learning on demand als Lernstrategie, nimmt die Studierenden in die Verantwortung, ist stark teamorientiert und nutzt die Heterogenität der Mitglieder aktiv. Die Jury bewertet dieses ‚Leuchtturmprojekt‘ als hervorragendes Beispiel, Lehren und Lernen einmal grundsätzlich und curricular umfassend neu zu denken.“

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel 0176 / 26 00 60 27 
Die GenoNachrichten berichteten in Ihrem Beitrag vom 20.11.20 über den Studiengang für MitUnternehmer.

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1 Kommentar.

  • Uni-AG Konkurrenz vs. Kooperation
    3. Februar 2021 13:31

    In unserer Uni-AG (Konkurrenz vs. Kooperation) hatten wir kürzlich eine spannende Diskussion zum Buch von Prof. Joachim Bauer („Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren“).
    Ein Teil der Gruppe fand Bauers Thesen hochspannend in Bezug auf wichtige Klärung von Hintergründen zur wissenschaftlichen „Legitimation von Konkurrenz-Verhalten“ und „genetische Determinationen“. Für einen anderen Teil der Gruppe gingen die Annahmen von Prof. Bauer jedoch nicht weit genug, weil Bauer das „alte lineare Weltbild“ eher stabilisiere. Er würde z.B. nicht Erkenntnisse der modernen Quanten- und Bewusstseinsforschung integrieren, wonach der Mensch z.B. durchaus über die Fähigkeit verfügt, seine genetischen Strukturen zu verändern oder Lebensereignisse bewusst zu gestalten, wie dies z.B. die Quantenforschung („Beobachter-Effekt“) oder der „Placebo-Effekt“ in der Medizin zeigen. Auch gibt es inzwischen interessante Veröffentlichungen, die zeigen, dass man bei der DNA-Forschung eher davon ausgehen müsse, dass multidimensionale Verbindungen bestehen.

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