Marshallplan für Afrika – Genossenschaften schaffen Arbeit

Dessau, 2. Oktober 2018 (geno). Vorbehaltlose, intelligente und faire Kooperation ist der Schlüssel, um den Marshallplan für Afrika  wirksam in Gang zu setzen. Die einfachste Umsetzungsform besteht in einer Kombination von genossenschaftlicher Struktur und unternehmerischer Selbstverantwortung. Der in Dessau ansässige MMW Bundesverband der Cooperationswirtschaft hat dazu das Konzept „Coop go – Afrika“ entwickelt und vorgelegt. MMW-Vorstand Gerd K. Schaumann präferiert hierbei grundsätzlich Entwicklungspartnerschaften in kooperativer Form, vor allem Genossenschaften. Afrika sei insofern eine logische Fortsetzung der Konzeptionen „Integrationsgenossenschaften“ und „Migrationsgenossenschaften“. Deren Kern sei, dass in Deutschland sich aufhaltende Menschen Verantwortung für die Menschen in ihren Herkunftsländern übernehmen. 

In einem Fünf-Punkte-Programm nennt der Bundesverband konkrete Schritte. So sollen in Deutschland sogenannte Qualifizierungs- und Entwicklungszentren (Q- und E-Zentren) gezielt technische Lösungen  für die betreffenden Herkunftsländer entwerfen und erproben. Parallel oder integriert erfolgt eine fachliche sowie eine kooperativ-unternehmerische Qualifikation. Dabei trügen für den fachlichen Sektor die Handwerkskammern in Verbindung mit Handwerksbetrieben die Verantwortung. Genossenschaftsverbände wären für die kooperativ-unternehmerische Ausbildung zuständig. Auf diese Weise könnte ein Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik herbeigeführt werden, der den von Willy Brandt vor Jahrzehnten als „Interdependenzen“ identifizierten wechselseitigen Abhängigkeiten entspräche und den von ihm empfohlenen intelligenten „Nord-Süd-Lösungen“ überhaupt erstmals Leben einhauchen würde. 

Mit seinen Vorschlägen befindet sich der MMW Bundesvorstand Cooperationswirtschaft in weitgehender Übereinstimmung mit der Afrika-Beauftragten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Bärbel Höhn. Die ehemalige Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen hatte im Februar dieses Jahres bei der Jahresversammlung deutscher Energiegenossenschaften eindringlich dafür geworben, den Afrikanern zu helfen, Selbsthilfemodelle für die dezentrale Eigenversorgung mit Energie aus regenerativen Quellen umzusetzen. Genossenschaften seien aufgrund ihrer strukturellen Spezifika bestens dafür geeignete Instrumente. Denkbar ist ebenfalls, dass sich die MMW-Konzepte bei der Umsetzung des am heutigen Dienstag von der Koalition beschlossenen Fachkräftezuwanderungsgesetz verwirklichen lassen. Das soeben verabschiedete siebenseitige Eckpunktepapier ist allerdings äußerst einseitig auf die Stärkung des deutschen Arbeits- und Fachkräftemarktes fixiert. ++ (it/mgn/02.10.2018 – 196)

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