Siedlungsgenossenschaft Freidorf 100 Jahre Mustermodell

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Basel, 27. November 2019 (geno). Der Startschuss für das kooperative Mustermodell Siedlungsgenossenschaft Freidorf (SGF) bei Basel fiel vor hundert Jahren. Der erste Spatenstich erfolgte am 1. Dezember 1919 nach sorgfältigen und langjährigen Vorbereitungen. Initiator war Karl Munding, der 1901 von Berlin nach Basel gezogen war, wo seine Siedlungsidee einige Jahre später vom Verband Schweizerischer Konsumvereine (VSK) aufgegriffen wurde. Die SGF wurde 1919 aus den Rücklagen des VSK finanziert und schaffte vorbildlichen Wohnraum für 150 Familien. Durch diesen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot entging der VSK einer hohen Besteuerung seitens des Schweizer Bundesstaates. Damit war die Siedlung von Anfang an frei von jeder Schuldenlast. Darin wurde großes Potential gesehen. Die Siedlungsgenossenschaft Freidorf sammelte seine Überschüsse in einem Stiftungsfonds, aus dem später weitere Siedlungen bezahlt werden sollten.

Im Gegensatz zu vielen Wohnungsgenossenschaften der damaligen Zeit war das Freidorf nicht auf Wachstum angelegt. Stattdessen wurden in der kleinen überschaubaren Genossenschaftsgemeinde beste Voraussetzungen für eine Sozialreform geschafffen, um neben den ökonomischen Vorteilen maßgeblich Bildung und Erziehung zu begünstigen in Richtung auf einen gemeinschaftlich tätigen „homo cooperativus“.

Nach hundert Jahren sollten aus dem Freidorf-Fonds fünf gleichwertige Siedlungen entstanden sein, die ihrerseits in den Siedlungsfonds einzahlen würden. So wollte die Siedlung den späteren Generationen „große Wohlfahrt“ bringen. Später galt das Projekt als „Idealtyp einer Baugenossenschaft“ und wurde als eines der „interessantesten Genossenschaftsexperimente der Welt“ bezeichnet.

Wer in der Siedlungsgenossenschaft Freidorf lebt, muss Gartenliebhaber sein. Mehr als 60 Prozent des gesamten Wohngeländes von 85.000 Quadratmetern bestehen aus Grünfläche.Die Bewohner der 150 Einfamilienhäuser verfügen je über einen großen Garten. „Der Mensch soll wieder mit der Natur in Berührung gebracht werden“ war einer der Grundgedanken von Bernhard Jaeggi (1869-1944), Nationalrat und Gründervater des Freidorfs. Wohnungsnot sowie die genossenschaftliche Selbst- und Gemeinschaftshilfe bewogen ihn als Präsidenten der VSK-Verwaltungskommission diese Modellsiedlung genossenschaftlicher Lebensform aufzubauen. ++ (gm/mgn/27.11.19 – 204)

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