Juristischer Präzedenzfall für Thüringens Waldgenossenschaften

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Meiningen, 25. September 2018 (geno). Vor dem Amtsgericht Meiningen wurde am Montag der Rechtsstreit zwischen der Waldgenossenschaft Defertshausen und ihrem Jagdpächter erörtert. Der Jäger hat den 2010 geschlossenen Pachtvertrag noch vor dessen Ablauf außerordentlich gekündigt und auch die Pachtzahlung der vergangenen Jagdsaison verweigert. Als Gründe gab er an, dass in dem Wald zu viel Lärm gemacht wird. Außerdem hielten sich immer mehr Freizeitsportler, Touristen und Kinder auf. Motor- und Fahrräder sorgten außerdem für eine hohe Geräuschkulisse. All das verscheuche das Wild und auf seinen Pirschgängen bekomme er keinerlei Stück Schwarz-,Reh- oder sonstiges Wild vor die Flinte. Deswegen sehe er sich außerstande, seine Verpflichtungen als Jäger zu erfüllen. Außerdem bestehe „nicht mehr die erforderliche Sicherheit für die Bevölkerung“. Allerdings gelang es ihm nicht, genügend Belege für seine Behauptungen vorzulegen. Aufgrund der kümmerlichen Beweislage ließ Amtsrichter Volker Kuba durchblicken, dass – falls ein Urteil zu fällen ist – , der Jagdpächter wohl den Kürzeren ziehen dürfte. Er empfahl eine gütliche Einigung. Das Zustandekommen einer solchen scheint jedoch unwahrscheinlich, denn die Fronten sind verhärtet. Im November dieses Jahres ist deshalb mit einem Urteil zu rechnen.    

Die Entscheidung dürfte Modellcharakter haben und zu einem Präzedenzfall für die rund 400 Thüringer Waldgenossenschaften mutieren, denn der Konflikt berührt einen künftig immer gewichtigeren Problemkreis. Erst vor wenigen Tagen haben nämlich der Landessportbund Thüringen und die für den Wald zuständige Anstalt öffentlichen Rechts ThüringenForst eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Danach sollen immer mehr sportliche, pädagogische und gesundheitsbezogene Aktivitäten im Wald stattfinden. Der Geräuschpegel wird sich also überall in Thüringens Wäldern noch erhöhen. ++ (wg/mgn/25.09.18 – 191)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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