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Gedanken zum Genossenschaftsprinzip bei Raiffeisen Schweiz – Signale der Dialogbereitschaft

Raiffeisen Schweiz – St. Gallen, 10. Juli 2018 (geno). Bemerkenswertes Gedankengut zur Stärkung des Genossenschaftsprinzips im Netz der Genossenschaftsbanken verbreitet der Historiker und Leiter des Forschungsinstituts direkte Demokratie, Rene Roca, in der jüngsten Ausgabe der Schweizer Wochenzeitung „Zeit-Fragen“. Ausgangspunkt seiner Überlegungen sind die gegenwärtigen Zustände der unter dem Dach „Raiffeisen Schweiz“ vereinten 255 autonomen Genossenschaftsbanken, die von St. Gallen aus per „Top-Down-Strategie“ geführt werden. Das entspreche nicht dem Genossenschaftsgedanken. Dazu stellt Roca fest: „Die Basis, also die Genossenschafter jeder Raiffeisenbank, sollte mittels einer dezentralen (föderalen) Struktur entscheiden, wo’s langgeht. Der Verband muss den einzelnen Banken dienen und nicht umgekehrt. So war es ursprünglich auch gemeint. Falsch waren und sind auch die Fusionen der Raiffeisenbanken, die zu immer größeren Gebilden führen und zu immer weniger Mitsprache.“ Raiffeisen Schweiz bestimme die Strategie der Bankengruppe, die von den Delegierten der Raiffeisenbanken abgesegnet wird. Da die Delegierten in Regionalverbänden in Form von 21 Vereinen organisiert sind, sei diese Struktur komplex und vor allem undemokratisch. Er selbst als Mitglied der Raiffeisenbank Rohrdorferberg-Fislisbach habe anlässlich einer Generalversammlung oder auf anderen Wegen  noch nie etwas von diesen Delegierten gehört, kenne diese also nicht und könne diese ergo auch nicht wählen oder abwählen.

Daraus folgert der Historiker, dass die 1.9 Millionen Genossenschafter die Entwicklung ihrer Raiffeisenbank wieder stärker in die eigenen Hände nehmen müssen. Voraussetzung dafür sei Transparenz und Einfluss auf die strategische Führung der Bank. Nur so sei dem tatsächlichen Genossenschaftsgedanken wieder Geltung zu verschaffen. Erst dann könne dieser Gedanke verbreitet und vertieft werden, was ein Segen für die Wirtschaft wäre.

Roca bestätigt, dass die Vertreter von Raiffeisen durchaus zum Dialog darüber bereit sind. Er habe sich davon persönlich überzeugen können. Nun müsse eine breite Diskussion mit der Genossenschaftsbasis folgen, um die genossenschaftliche Mit- und Selbstbestimmung zu sichern und ins 21. Jahrhundert zu retten.

Der Wille zur Selbstbestimmung besitzt in der schweizerischen Eid-Genossenschaft eine lange Tradition. Genossenschaften in diversen Formen sind in der Schweiz seit dem Spätmittelalter nachweisbar. Deshalb fiel Raiffeisens Idee besonders in der Schweiz auf fruchtbaren Boden. Pfarrer Johann Traber gründete 1899 in Bichelsee die erste schweizerische Raiffeisenbank. Seither wird Bichelsee als das „Rütli von Raiffeisen Schweiz“ bezeichnet. ++ (ra/mgn/10.07.18 – 134)

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