Genossenschaftsmodelle für die Skipetaren – Universitäres Forschungsprojekt Hohenheim-Tirana

Tirana/Stuttgart, 7. Juli 2017 (geno). Ein gemeinsames Projekt der Forschungsstelle für Genossenschaftswesen an der Universität Hohenheim und der Agraruniversität Tirana soll die genossenschaftlichen Potentiale im Land der Skipetaren  untersuchen, mit denen die landwirtschaftliche Produktion und der Absatz von Agrarerzeugnissen in Albanien angekurbelt werden können. In diesem Jahr 2017 läuft die Datenerhebung für die Analyse auf vollen Touren. Dabei soll der Ist-Zustand der albanischen Landwirtschaft erfasst und deren besondere Erschwernisse herausgefiltert werden.

  Das Forschungsvorhaben soll zunächst – auf Makro- und Mikroebene – prüfen, wie die Genossenschaftsförderung aus staatlicher Sicht erfolgen könnte. In einer zweiten Phase ist zu untersuchen, wie albanische Landwirte sich genossenschaftlich organisieren und tätig werden können. Beabsichtigt ist die Gründung einer Bezug- und Absatzgenossenschaft als Lösungsmodell, das von den Wissenschaftlern vorbereitet wird und dann zu begleiten ist.

Das Projekt wird finanziell unterstützt von der Genossenschaftlichen Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (GESTE). Sie hatte bei Besuchen und Gesprächen in Albanien die Erfolgsaussichten des Vorhabens ausgelotet. Eine Schlüsselfigur ist Dr. Ilir Kapai, der an der Universität Hohenheim promoviert hat und gegenwärtig wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Agraruniversität Tirana ist.

Die besondere Herausforderung des Projekts besteht in der Mentalität der Bauern und der ländlichen Bevölkerung. Dort herrscht aufgrund der jüngeren Geschichte gegenüber dem Thema Genossenschaften erhebliche Skepsis. In Albanien begann im Jahr 1945 unter dem Deckmantel einer Agrarreform ein Kollektivierungsprozess. Vielen Landwirten wurde privates Landeigentum entzogen und zum Staatseigentum erklärt. In den Jahren 1959 bis 1990 dominierten „kommunistische Genossenschaften“, die vom Staat kontrolliert wurden. So setzten die Behörden beispielsweise die Genossenschaftsvorstände ein. Diese Art der Genossenschaften verschwand dann durch massives Abwandern der Bevölkerung  nach Italien und Griechenland. Albanische Bauern organisierten sich später als Nichtregierungsorganisationen (NGO), um Steuern zu sparen und besseren Marktzugang zu bekommen. Zu den Spezialitäten des kleinen, seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter dem Einfluss Chinas stehenden Landes der Skipetaren (Adlersöhne)gehört, dass die Verhältnisse mit denen in den benachbarten Balkanstaaten völlig unvergleichbar sind.++ (al/mgn/0707.17 – 136)

www.genonachrichten.wordpress.com, www.genossenschaftsnachrichten.wordpress.com, e-mail: 133mgn@gmail.com, Redaktion. Matthias Günkel (mgn), tel.0176 / 26 00 60 27

 

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