Selbstverwaltung auf Spanisch – 2.900 verlassene Dörfer

Madrid, 3. Juni 2019 (geno). Eine ganz spezielle Form von Selbstverwaltung nimmt in Spanien ihren Lauf. Dort stehen nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts 2.900 Dörfer leer. 70 Prozent der spanischen Bevölkerung leben in Städten, nur noch zehn Prozent auf dem Lande. Die Jugend will die devastierten Siedlungen mit selbstverwalteten Projekten wiederbeleben. In Fraguas – im Norden Spaniens – hat sich ein ganz besonderes Muster herauskristallisiert. Es ist ein Ort, der zu Zeiten der Diktatur von Francisco Franco (1936 – 1975) dem Tode geweiht war und dessen Einwohner per Räumungsbefehl vertrieben wurden. Jetzt haben sich dort junge Leute angesiedelt , um eigene Lebens- und Gemeinschaftsprojekte zu verwirklichen. Ihnen droht nun ein ähnliches Schicksal wie den „Ureinwohnern“ unter Franco.

Heute ist Fraguas ein sehr vitaler Ort. Seit der Besetzung vor sechs Jahren entstanden ein Gemeinschaftshaus mit Übernachtungsmöglichkeiten für Besucher, eine große Werkstatt und zwei Wohnhäuser. Es wurde ein weiträumiger Garten zur Selbstversorgung mit Gemüse und Obst angelegt. Die ursprüngliche Wasserversorgung des Dorfes ist noch funktionstüchtig. Elektrizität liefert eine Solaranlage. Vorgesehen ist, in den nächsten fünf Jahren noch zehn weitere Wohnhäuser zu bauen.

Allerdings sind diese Pläne gefährdet, weil die Neuankömmlinge wegen illegaler Besiedlung von der Regierung der autonomen Region Kastilien-La Mancha angeklagt wurden. Sechs von ihnen sollen sogar ins Gefängnis. Inzwischen sind alle juristischen Mittel erschöpft. Genau 50 Jahre nach der ersten, steht nun die zweite Räumung von Fraguas vor der Tür. Täglich kann das Schreiben mit dem Räumungstermin eintreffen. Bis dahin geht der Aufbau von Fraguas unverdrossen weiter. ++ (sp/mgn/03.06.19 – 104)

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