Neuer Präsident der Migros-Genossenschaft lehnt Personenkult ab

Zürich, 10. Januar 2018 (geno). Fabrice Zumbrunnen steht seit Beginn dieses Jahres an der Spitze der Schweizer Genossenschaft Migros. Schon mit dieser Formulierung hätte der 47jährige Präsident des Handelsriesen seine Schwierigkeiten, denn sein außergewöhnliches Selbstverständnis ist darauf zentriert, einer von vielen Genossenschaftsmitgliedern zu sein. Auf diese Primus-Inter-Pares-Konstellation lassen eigentlich alle seine Äußerungen und Aktivitäten schließen, die er seit seinem Eintritt in die Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg im Jahr 1996 dargeboten hat. Sein Vorbild ist der Gründer der Genossenschaft Gottlieb Duttweiler und dessen Prinzipien frönt der nunmehr jüngste Migros-Dirigent aller Zeiten. Die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) nennt den frisch Gekürten ein unbeschriebenes Blatt. „In den vergangenen Monaten wurde er zwar stets als einer der Kronfavoriten für den prestigeträchtigen Posten gehandelt. Dennoch wurde nie recht klar, warum ausgerechnet er sich als Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB), so der offizielle Titel, eignen sollte,“ meint die NZZ. Obschon Zumbrunnen seit nunmehr fünf Jahren im Inneren der Migros-Machtzentrale tätig gewesen ist, habe die Außenwelt kaum je von ihm gehört. Um diesem Image möglichst treu zu bleiben, hat er bereits über die MGB-Pressestelle angekündigt, bis April dieses Jahres keine Anfragen zu beantworten. Vor einigen Jahren hat er in einem Interview mit dem „Migros-Magazin“ gesagt, dass die Migros-Idee an sich wichtiger ist als die Personen. „Es ist gar nicht nötig, die Migros partout auf Personen zu reduzieren, wir brauchen diesen Hang zum Personenkult nicht,“ so Zumbrunnen.

Den Worten ließ er Taten folgen und stellt sich unmittelbar vor Antritt des Spitzenpostens demselben Magazin nicht als Solist zum Interview, sondern innnerhalb eines Quintetts zusammen mit Migros-Genossenschaftsmitglieder und -mitarbeitern verschiedener Ebenen vom Filialleiter bis zum einfachen Kunden. Demgemäß fallen in dem Gespräch Zumbrunnens Dialogbeiträge aus: „Unsere Aufgabe ist es, den Gründergedanken weiterzuentwickeln, ohne ihn anders zu interpretieren. Und da zählen erst einmal allgemeine Werte, die über die Migros hinaus gelten, nämlich Vertrauen, Ehrlichkeit und Transparenz. Sie sind genauso wenig altmodisch wie die Thesen von Gottlieb Duttweiler, sondern werden von uns täglich gelebt“. Das Kulturprozent zeige die Einzigartigkeit der Migros in besonderer Weise. Es zähle zu den zentralen Missionen der Migros und sei statuarisch auf der gleichen Ebene wie das Warengeschäft angesiedelt, also nicht weniger wichtig als der Verkauf von Waren. Ohne die Migros gäbe es das vielfältige und tolle kulturelle Leben in der Schweiz nicht. Er finde das Engagement des Kulturprozents auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene ganz einfach genial. Es sei das perfekte Abbild des regional verankerten Kulturschaffens in der ganzen Schweiz.

Die Idee des Migros-Kulturprozent geht auf den Gründer Gottlieb Duttweiler zurück. Der MGB und die zehn regionalen Migros-Genossenschaften verpflichten sich zu einem jährlichen Beitrag an das Kulturprozent. Dieses wird auf Grundlage des Umsatzes berechnet und auch bei rückläufigem Geschäftsgang gezahlt. Im Jahr 2016 flossen auf diese Weise 120 Millionen Schweizer Franken in Projekte der Bereiche Freizeit, Kultur, Förderung, Bildung und Gesellschaft. ++ (mi/mgn/10.01.18 – 008)

www.genossenschaftswelt.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mg), tel. 0176 / 26 00 60 27