Chinas Wirtschaftswunder fußt auf ländlichen Genossenschaften – Landflucht verhindert

Peking/Washington, 4. Oktober 2019 (geno). „Die chinesischen Erfahrungen mit dem Genossenschaftswesen sind von schweren Störungen und sogar teilweise Zerstörungen keineswegs frei.“ Das teilt das Portal www.waltergrobe.de in einem ausführlichen Beitrag zur Kooperationswirtschaft im Reich der Mitte fest. In den Jahrzehnten seit 1949 habe es reichlich solche internationalen und internen politischen Zuspitzungen gegeben. Dazu gehörten die Blockade durch den „freien Westen“ seit 1949, der Abbruch der sowjetischen Unterstützung um 1960, die Fehlentwicklungen im Zeichen des „Großen Sprungs“ ab 1958 und das Durcheinander in der Kulturrevolution ab 1966. Trotzdem konnte das ländliche Genossenschaftswesen überleben und sich sogar immer wieder konsolidieren, wird festgestellt.

Die chinesischen Genossenschaften zeigten sich zunächst einmal fähig, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in die Hand zu bekommen und zu garantieren. „Sie bündelten die Kräfte ihrer Mitglieder zu gegenseitiger Entwicklung, zu gemeinsamer Verbesserung der ländlichen Infrastrukturen, zur Sicherung der Produktion und ihrer Technisierung und Verwissenschaftlichung“, heißt es. Landflucht werde so in hohem Maße verhindert und sei in gewisser Weise überflüssig. Slums brauchten in China seit 1949 nicht entstehen und seien auch nicht entstanden. Die Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Lebensmitteln war und ist gewährleistet. De facto fußt Chinas Wirtschaftswunder auf seinen ländlichen Genossenschaften.

Diese Erfahrungen Chinas mit seiner zunächst landwirtschaftlich geprägten Wirtschaftsbasis sind dem Bericht zufolge für andere Länder und Kontinente äußerst lehrreich. Deshalb sollten Afrika, Indien und Lateinamerika agrarische Genossenschaftsmodelle in den kommenden Jahrzehnten erproben, wird empfohlen.

Nach Einschätzung des US-amerikanischen Chinaexperten William Howard Hinton war etwa ein Drittel der ländlichen Genossenschaften Chinas erfolgreich, ein Drittel nur so lala und ein Drittel waren Fehlschläge. Manches deute darauf hin, dass erfolgreiche Kooperativen vor allem in Regionen entstanden, in denen es Jahrzehnte zuvor agrarrevolutionäre Aufstände der Landbevölkerung und Guerilla-Kriegsaktivitäten gegen die japanische Besatzung gegeben hatte. Offensichtlich seien revolutionäre Erfahrungen der Bevölkerung von Gewicht. ++ (ci/mgn/04.10.19 – 168)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 6027

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