Zapatistische Kaffee- Kooperativen auf Stabilitätskurs

Cancun/Hamburg, 9. April 2019 (geno). Die zapatistischen Kaffee-Kooperativen im Südosten Mexikos stabilisieren sich seit ihrem Entstehen vor rund zwei Jahrzehnten. 1997 wurde die erste zapatistische Kaffee-Kooperative gegründet. Ihr Name war Mut Vitz – zu Deutsch: Berg der Vögel. Gleichzeitig wurden Abnehmer gesucht, die in solidarischem, langfristig angelegtem Handel den Kaffee beziehen. Die ersten Säcke zapatistischer Rohkaffee landeten 1998 in den USA. Der erste für Europa – Deutschland und die Schweiz – bestimmte Kaffee wurde im Jahr 1999 verladen. Ein Kooperativen-Mitglied schildert die Startphase so: „Bis wir die Kooperative gegründet hatten, wussten wir nie, wohin unser Kaffee geht, was damit gemacht wird. Wir wussten nicht, dass er bis nach Europa transportiert wird und kannten uns auch nicht mit den Preisen aus. Aber nun können wir schreiben, lesen und rechnen und lassen uns nicht mehr übers Ohr hauen. Mittlerweile haben wir viel vom Kaffee-Export gelernt.“. 1998 wurde dann eine zweite Kaffee-Kooperative Yachil Xojobal Chulchan gegründet. Weitere folgten.

Der Kaffee-Anbau ist eine wichtige Alternative, um nicht in den USA als „papierlose“ Migranten leben, in den Billiglohnfabriken zu katastrophalen Bedingungen oder in der Tourismusindustrie mit ihrer Hochburg Cancun arbeiten zu müssen.

Die interne Organisation der Kooperativen und das zapatistische Leben funktionieren auf allen Ebenen ehrenamtlich. Sein Cargo-System basiert auf dem unvergüteten Einsatz der eigenen Arbeitskraft für die Gemeinschaft. Das geht auf die kollektiven Strukturen der indigenen Traditionen zurück. Für die Zapatistas ist das Cargo-System grundlegendes Element für Mitbestimmung und Autonomie. Leitungsfunktionen in den Kaffee-Kooperativen werden im Rotationssystem vergeben. Sollten sie ihre Tätigkeit nicht zur Zufriedenheit der Mitglieder ausüben, sind sie jederzeit abwählbar. Das ist Teil des Erfahrungsschatzes in Mexiko im Umgang mit Korruption und Amtsmissbrauch. Kontrolle wird deshalb ganz groß geschrieben. Der Vorstand wird alle zwei bis drei Jahre neu gewählt. Es ist eine Übergabezeit von einem halben Jahr vorgesehen, in der der scheidende Vorstand den neu gewählten einarbeitet. Der große Vorteil des Rotationsprinzips ist, dass sehr viele die Arbeit der Kooperativen-Führung kennenlernen.

Der Erfolg spricht für sich. Immer mehr Menschen üben Solidarität und trinken „zapatistischen“ Kaffee. Inzwischen geschieht das in neun europäischen Ländern. 2017/18 wurden etwa 15 Container Rohkaffee exportiert. Das sind 250 Tonnen oder rund 3.600 Sack Rohkaffee. Zur Erfolgsgeschichte gehört auch, dass auch in Mexiko selbst mehr vom eigenen Röstkaffee verkauft wird. Damit kann Mehrwert aus dem Veredlungsschritten abgeschöpft werden.

Die zapatistische Bewegung begann 1994 mit der Rebellion schlecht bewaffneter Indigener in sieben Landkreisen des südostmexikanischen Bundesstaates Chiapas. Man hatte der Regierung den Krieg erklärt, nachdem diese das Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada unterschrieben hatte. Jetzt leben sie in mehr als 1.000 Gemeinden, die auf Basisdemokratie und Solidarität fußen. ++ (kf/mgn/09.04.19 – 072)

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