AbL kommentiert Fusionspolitik der Molkereigenossenschaften

Hamm, den 23.04.2025.Auch die Bäuerinnen und Bauern als Eigentümer der Genossenschaften sind über die Fusionspläne ihrer Molkereigenossenschaften kaum informiert. Berechtigte Kritik von Genossenschaftsmitgliedern, die uns insbesondere bei Genossenschaftsbanken immer wieder begegnet. Die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.) kommentiert die geplante Fusion der Genossenschaftsgiganten.

Claudia Gerster, AbL-Bundesvorsitzende und Bäuerin in Sachsen-Anhalt, sagt: 

Bisherige Fusionen und Wachstumsschritte von genossenschaftlichen Molkereien haben für Bäuerinnen und Bauern nur wenig gebracht, oder diesen noch geschadet. Die größte Molkerei DMK war sogar viele Jahre Schlusslicht bei den Auszahlungspreisen in Deutschland. Das hat sich erst im vergangenen Jahr wieder verbessert. Die geplante Fusion der Molkereigenossenschaften Arla Foods und DMK Group bringt einen neuen Genossenschafts-Giganten hervor mit den bekannten Entwicklungen, dass die Strukturen immer größer, verzweigter und undurchsichtiger werden. Zwar sind DMK und Arla noch Genossenschaftsmolkereien, aber sie haben sich durch das immense Wachstum von dem Genossenschaftsgedanken, also mehr Wertschöpfung für ihre Mitgliedsbetriebe zu generieren, stark entfernt und sind zu Groß-Konzernen mutiert. Die BayWa-Krise hat uns Bäuerinnen und Bauern erst kürzlich eindrücklich gezeigt, wie durch extreme Wachstumsschritte das Genossenschaftsprinzip unterwandert wurde und die Bauernhöfe sowie Arbeitnehmer:innen die Leidtragenden sind.Claudia Gerster führt dazu weiter aus: 

„Ein großes Problem für Bäuerinnen und Bauern dieser Molkereien ist, dass die Informationspolitik von Arla und DMK absolut dürftig ist. Die Lieferanten wissen derzeit nicht mehr, als in der Presse bekannt gemacht wurde. Das ist skandalös. Bereits im Sommer sollen Bäuerinnen und Bauern auf den Vertreterversammlungen über die Fusion entscheiden. Die AbL fordert, dass die Molkereien vorab die Fakten auf den Tisch legen. Für Bäuerinnen und Bauern ist u.a. wichtig: Wie konkret verbessern sich ihre Betriebsergebnisse? Wie werden die unterschiedlichen Geschäftsanteile für Lieferanten gehandhabt, derzeit ist die Einlagenhöhe je Liter Milch zwischen den Molkereien noch unterschiedlich? Wie sind die Kündigungsmodalitäten im Falle das Lieferant:innen mit der Fusion nicht einverstanden sind, also sind Sonderkündigungsrechte vorgesehen? Wie werden überhaupt alle Lieferantinnen und Lieferanten in die Fusions-Entscheidung eingebunden? Werden die Molkereien nach der Fusion ihre Blockade gegen die Vertragspflicht vor Lieferung aufgeben und somit ihren Lieferanten eine Teilnahme am Markt ermöglichen?“

Ottmar Ilchmann, Milchbauer und AbL-Landesvorsitzender in Niedersachsen, sagt:

„Insbesondere große Genossenschaftsmolkereien haben bisher jegliche marktpolitischen Verbesserungen für ihre Lieferanten blockiert, weil sie weltmarktorientiert sind und dafür die Milch als günstigen Rohstoff benötigen – statt höhere und kostendeckende Milchpreise auszuzahlen. Sie verfolgen allein dadurch ein anderes Interesse als Bäuerinnen und Bauern. In Entscheidungsprozessen haben einzelne Mitglieder weder das juristische und ökonomische Wissen noch die Ressourcen wirklich mitzugestalten. Monopolartige Strukturen und lange Kündigungsfristen machen es den Mitgliedern kaum möglich, die Molkerei zu wechseln. Wir sprechen als AbL mit einer Stimme mit unseren europäischen Berufskolleg:innen des European Milk Boards und fordern, diese Art von Genossenschaftsstrukturen dringend zu hinterfragen und mit politischen Rahmenbedingungen uns Erzeugerinnen und Erzeugern zu stärken.“

Hintergrund:
Ausführliche Presseanalyse des European Milk Boards (EMB)

Jetzt Spenden! Das Spendenformular wird von betterplace.org bereit gestellt.
Es wurden keine Ergebnisse gefunden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.