Historisch gewachsener Zwiespalt zwischen Arbeiter- und Genossenschaftsbewegung

Berlin, 19. Juli 2023 (geno). Arbeiter- und Genossenschaftsbewegung befinden sich seit mehr als hundert Jahren im Zwiespalt. Das historisch gewachsene und weiter andauernde Zerwürfnis ist geradezu zukunftsschädlich. Während die Arbeiterbewegung und insbesondere die Gewerkschaften vom Konflikt zwischen Arbeit und Kapital leben, ist dieses Missverhältnis in der Rechtsform Genossenschaft ausgeschlossen. Die Genossenschaftsidee basiert auf dem Gemeinschaftseigentum und auf die Förderung ihrer Mitglieder.

Die Anfänge dieses ambivalenten Verhältnisses schildert Hans-Gerd Marian in der jüngsten Ausgabe eines Berliner Umweltmagazins. Dort heißt es: „Die Arbeiterbewegung war immer eng verbunden mit genossenschaftlichen Ansätzen. So gründeten sich die Naturfreunde 1895 nach den drei Grundsätzen aller Genossenschaften: Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Sie spiegelten sich im Naturfreundehäuser-Netzwerk wider und materialisierten sich in den Einkaufs- und Konsumgenossenschaften des demokratisch verfassten Verbandes.“ Bis zur Zerschlagung durch die Nazis 1933 sei ein großer Teil des Alltagslebens der Arbeiterschaft genossenschaftlich organisiert gewesen – von der Wohnung über den Konsumverein bis zum Naturfreundehaus.

Weiter heißt es: „1931 gab es in Berlin keine einzige Brotfabrik, die nicht einer Konsumgenossenschaften gehört hat. 30 bis 40 Prozent der Haushalte waren in Konsumgenossenschaften organisiert. Eine der ältesten Genossenschaften ist die heute noch existierende Sparda-Bank der Eisenbahner, gegründet 1896.“ Die Namen der Konsumvereine seien Programm gewesen : „Vorwärts“, „Neue Gesellschaft“, „Einigkeit“, „Eintracht“, „Solidarität“.Die ebenfalls 1895 gegründete Baugenossenschaft „Freie Scholle“ zu Berlin e.G. sei eine der ältesten ihrer Art. Diese und viele andere Baugenossenschaften wurden von den Nazis „gleichgeschaltet“ und dazu der Nazi-Führung unterstellt. ++ (gw/mgn/19.07.23 – 093)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

Arbeiterbewegung, Genossenschaft, Naturfreundehaus
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