Uraim – Genossenschaften Amazoniens nach Kibbuzim-Vorbild

Bogota, 10. Juli 2023 (geno). Die Staatsoberhäupter der neun Anliegerstaaten des südamerikanischen Regenwaldes treffen sich dieser Tage, um gemeinsame Schutzmaßnahmen für die „Grüne Lunge der Welt“ zu ergreifen. Dabei dürften genossenschaftliche Gemeinschaften wie die brasilianischen Uraim eine gewichtige Rolle spielen. Es handelt sich dabei um eine besondere Art der Kooperative, die im Urwald Brasiliens nach dem Vorbild der Kibbuzim in Israel etabliert worden sind.

Dazu schreibt der erfahrene Lateinamerika-Experte und Wissenschaftler, Prof. Manfred Nitsch, von der Freien Universität Berlin: „Die Geschichte der Siedlung Uraim beginnt mit dem Eindringen einer Gruppe von Siedlern in ein von Großgrundbesitzern beherrschtes Gebiet, welches durch Holzextraktion und damit einhergehende Vernichtung des Primärwaldes sowie extensive Rinderweidewirtschaft auf einigen Flächen gekennzeichnet ist. Mit Unterstützung der lokalen Kirche und mit ausländischer Hilfe aus Italien und Deutschland (MISEREOR) gelingt es der Gruppe gegen Ende der 70er Jahre, die Landrechte für ca. 2.500 Hektar zugesprochen zu erhalten. Auf Anregung von Agronomen des Landwirtschaftsministeriums des Bundesstaates Para wird 1979 die ‚Agrarkasse‘ (Caixa Agricola) als eingetragener Verein gegründet.

Anfänglich ist von den Agronomen an eine Kollektivfarm vom Typ Kibbuz gedacht gewesen, aber diese Idee wird rasch von den Autoritäten als ‚comunizante‘ abgelehnt; was von diesem Konzept bleibt, ist jedoch der umfassende, alle Aspekte des dörflichen Lebens abdeckende Anspruch der Agrarkasse, der sich in ihrem Statut niederschlägt. Sie soll sowohl die Verteilung des Landes an die ca. 100 Familien vornehmen, als auch die Interessen der Siedler gegenüber den staatlichen Verwaltungs- und Dienstleistungsstellen wahrnehmen. Außerdem soll sie eigene wirtschaftliche Aktivitäten unterhalten, insbesondere die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte übernehmen, aber auch Landwirtschaft auf einer eigenen landwirtschaftlichen Parzelle betreiben und die Kleinparzellen im Ortskern mit Platz für Hütte und Garten zu teilen und verwalten.“ Die Agrarkasse habe eine wechselvolle, aber erfolgreiche Geschichte, weil es den Bauern gelinge, kontinuierlich die Präsidentschaft, das Direktorium und die Rechnungsprüfungsstelle zu besetzen. Auch die Generalversammlung tage regelmäßig. ++ (az/mgn/10.07.23 -087)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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