Nazis sahen Konsumvereine als Bedrohung

Berlin, 24. Dezember 2019 (geno). Die Konsumvereine seien „die stärksten politischen Bastionen der demokratischen Parteien des Zentrums und des Marxismus“. Dieses Zitat fand der Berliner Genossenschaftsforscher Wilhelm Kaltenborn im Bundesarchiv bei akribischen Recherchen über die Mühsal der Konsumgenossenschaften während des „Dritten Reichs“.
Der Buchautor und Genossenschaftsexperte skizziert in der letzten Ausgabe des von der Zentralkonsum eG herausgegebenen Printmediums „GenoSplitter“ ein äußerst differenziertes Bild über den unter starken Bedrohungen leidenden Konsumgenossenschaften in Deutschland und Österreich.

In Österreich gab es den größten Widerstand gegen die NS-Machthaber, die die dortigen Gegenreaktionen nicht erwartet hatten. „Vor allem die Kämpfe um den Karl-Marx-Hof in Wien, den festungsähnlichen und mit einem Kilometer Länge größten Wohnungsbau der Welt, hatte kein österreichischer Nationalsozialist vergessen. Um den Widerstand der Arbeiter dort zu brechen, wurde sogar Artillerie eingesetzt“, schreibt Kaltenborn. Die Arbeiter Österreichs hätten sich also noch nach drei Jahren nationalsozialistischer Herrschaft mit dem von ihnen geschaffenen Konsum so verbunden gefühlt, dass selbst die nationalsozialistischen Führer „erhebliche Unruhe“ befürchteten, wenn die Konsumvereine zerstört werden sollten. ++ (kg/mgn/24.12.19 – 222)

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