„Schnecke zu Windhund“: Gemeinschaftliches Wohnen in Genossenschaften ist Trendsetter

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Hannover/Weimar, 11. September 2018 (geno). Neue Konzepte brauchen mindestens zehn Jahre, bis sie in der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen werden. Das sagt die Vorstandsvorsitzende der in Hannover ansässigen Bundesvereinigung „Forum für gemeinschaftliches Wohnen“(FGW), Gerda Helbig. Das geflügelte Wort „Der Fortschritt ist eine Schnecke“ passe wie kein anderes. Allerdings bewegten sich auch Schnecken vorwärts, zwar langsam aber stetig. Das betreffe ebenfalls die Tätigkeit ihrer 1989 gegründeten Organisation und ihrer inzwischen zahlreichen Regionalverbünde. Insofern bekommt die Grundidee des Forums gerade jetzt in Zeiten des fast unübersehbaren Mangels an bezahlbarem Wohnraum eine ganz besondere Dynamik. Die „Schnecke“ verwandelt sich in einen „Windhund“.

Das FGW hat sich drei Hauptaufgaben auf die Fahnen geschrieben: Förderung der Altenhilfe – bessere Möglichkeiten für selbstbestimmtes und gemeinschaftliches Wohnen als Alternative zu Alters- und Pflegeheimen – Errichtung neuer gemeinschaftlicher Wohnprojekte. Dabei drängen sich Genossenschaften als Form der Selbsthilfe geradezu auf. Das lässt sich schnell angesichts der langen Liste der im Entwurfsstadium befindlichen Vorhaben, der bereits mitten in der Umsetzungsphase stehenden Projekte und der inzwischen genutzten Wohn-Ensembles erkennen. Kooperativen werden eindeutig bevorzugt.

Ein eindrucksvolles Beispiel liefert die Wohnbau eG Ro70 in Weimar. In ihr sind vier Genossenschaften zusammengeschlosen, die in einer konzertierten Aktion zur Zeit das alte Krankenhaus in der Eduard-Rosenthal-Straße 70 sanieren. Bis Ende dieses Jahres soll das Vorhaben abgeschlossen sein. Dann wird sich die ehemalige Heilstätte in 76 Wohnungen sowie Gewerbeeinheiten und Gemeinschaftseinrichtungen wie Cafe, großer Saal und Kaminzimmer verwandelt haben. Auch die Umgestaltung des Freigeländes liegt in den Händen der Genossenschafter. Nach Fertigstellung werden dort bis zu 250 Menschen generationsübergreifend leben. Teil des Projekts ist eine Behindertenwohngruppe.

Die Finanzierung des genossenschaftlichen Wohnparks erfolgt über den Erwerb von Genossenschaftsanteilen, womit das Eigenkapital für die Kreditvergabe gesichert ist. Wer nicht dort wohnt, kann trotzdem Anteile kaufen oder Darlehen in das Projekt stecken. Den Mitgliedern und Investoren winken zudem 1,5 Prozent Zinsen. ++ (gw/mgn/11.09.18 – 181)

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