Als Genossenschaft getarntes Schneeballsystem – Strukturelle Generalmängel zutage getreten

Schneeballsystem Genossenschaft. Stuttgart, 20. April 2018 (geno). Das trotz einiger negativer Einzelfälle bislang insgesamt gute Image von Genossenschaften kommt ins Wanken.  Mehrfach sogar, denn das krasse Versagen der diversen Aufsichts-, Prüf- und Leitungsgremien der inzwischen insolventen Stuttgarter Wohnbaugenossenschaft Eventus könnte eine Lawine auslösen.

Mittlerweile befassen sich Parlament und Landesregierung von Baden-Württemberg mit dem groben Missbrauch der Rechtsform Genossenschaft durch des Betrugs verdächtige Vabanque-Spieler. In der laufenden Woche gab es dazu zahlreiche Gespräche, Schriftwechsel und sogar eine öffentliche Sitzung des Wirtschausschusses des Stuttgarter Landtags. Es sind Gutachten in Auftrag gegeben worden, die aufklären sollen, aber wohl erst gegen Jahresende vorliegen werden. Das könnte bei den Verursachern der Misere – Vorstand, Aufsichtsrat und vbw als Prüfbehörde – die trügerische Hoffnung wecken, die Angelegenheit wenigstens in der Öffentlichkeit im Sande verlaufen zu lassen.

Dass allerdings werden die rund 500 Betroffenen und Geschädigten, denen rund zehn Millionen Euro verloren gegangen sind, zu verhindern wissen. Zumindest haben sie eine engagierte Interessengemeinschaft gegründet und setzen sich unter Regie der couragierten Drothee Zopp zur Wehr. Sie hat mit einer schriftlichen Stellungnahme an den Ausschuss klare Forderungen gestellt. Die SPD von Baden-Württemberg teilt die Kritik der Genossenschaftsmitglieder. Sie waren von den Beschuldigten im Vorfeld zusätzlich unter Druck gesetzt worden und sollten mundtot gemacht werden. Dass es sich bei der Eventus eG um ein klassisches „Schneeballsystem“ handelt, hatte der Involvenzverwalter bereits unzweideutig klar gemacht.  

Schon jetzt ist erkennbar, dass es sich nur um die Spitze eines Eisberges handelt und Deutschlands Genossenschaftswesen sich in einer schweren Krise befindet. Einige halten es bereits für untergegangen. Es wieder auf Kurs zu bringen und langfristig zu sanieren, wäre im Jubiläumsjahr von Friedrich Wilhelm Raiffeisen besonders empfehlenswert. Frei nach Bertolt Brecht aus dem Gedicht „Die Teppichweber von Kujan Bulak“: Und sie ehrten Raiffeisen (Lenin), indem sie sich fördern.

Kompromisslose Aufklärung ist unumgänglich, um der deutschen Genossenschaftsbewegung wieder auf die Beine zu helfen. ++ (gu/mgn/20.04.18 – 080)

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ARD-Magazin “Plusminus” durchleuchtet Genossenschaftsskandal in Baden-Württemberg

Millionenbetrug in der Stuttgarter Eventus eG