Kaffeeanbau Brasiliens floriert durch genossenschaftliche Organisation – Weltspitze weit vor Vietnam und Kolumbien

Nova Resende, 14. August 2017 (geno). Das im Südosten Brasilien gelegene Örtchen Nova Resende mit seinen 15.000 Einwohnern gehörte vor 30 Jahren zu den ärmsten Regionen des Landes. Heute steht es nach dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen unter den 5.600 Gemeinden Brasiliens auf Platz 420. „Der Grund für den sozialen Aufstieg der Region ist der Kaffee – und die genossenschaftliche Organisation der Farmer“, stellt die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) in ihrer Wochenendausgabe fest. Es gebe kaum eine andere landwirtschaftliche Produktion in Brasilien, die es Familien ermögliche, auf dem Land monatlich umgerechnet 1.000 bis 1.500 Fr. zu verdienen, sagt Carlos Alberto Paulino da Costa, Präsident der Genossenschaft Cooxupe. In ihr sind die meisten Kaffeepflanzer der Region organisiert. Kaffee halte die Menschen auf dem Land. Weil die Wertschöpfungskette so umfassend sei, entstehen so viele Arbeitsplätze wie nirgendwo anders.

In der Genossenschaft dominieren die kleinen Pflanzer. 80 Prozent der 13.000 Mitglieder produzieren bis zu 500 Sack. Sie liefern ein Drittel der Gesamtproduktion. Nehme man noch die Kleinproduzenten mit bis zu 2.000 Sack im Jahr dazu, dann umspanne das 96 Prozent der Mitglieder und knapp zwei Drittel der Kaffeeproduktion der Kooperative. Bis zu 400 Sack Kaffee könne eine vierköpfige Familie allein pflegen und ernten ohne Erntehelfer. Jeder Sack repräsentiere einen Durchschnittswert von 144 Dollar. Das sei viel Geld bei einem Mindestlohn von 300 Dollar. Nach den Worten von Präsident Paulino da Costa kann es sich eine Familie ab 800 Sack leisten, ein Kind auf eine weiterführende Schule und später zur technischen Universität zu schicken. 

Mit ihren vielen kleinen Kaffeepflanzern ist die Genossenschaft Cooxupe zu einem Giganten der Branche herangewachsen. 6,3 Millionen Sack wurden im vergangenen Erntejahr verkauft. Das war so viel wie Indien, die Nummer sechs unter den Produzenten. „Der Umsatz von Cooxupe betrug 1,2 Milliarden Dollar. Rund 13 Prozent der Kaffe-Ernte läuft über Coouxpe. Das sind gewaltige Dimensionen. Brasilien ist nicht nur der mit Abstand größte Kaffeeproduzent der Welt. Das Land ist auch der größte Exporteur und der zweitwichtigste Konsument weltweit. Mit der Ernte von in diesem Jahr wohl etwa 50 Millionen Sack produziert Brasilien mehr als Vietnam und Kolumbien, Nummer zwei und drei unter den Anbauländern weltweit“, schreibt die NZZ.

Im Durchschnitt ernten Brasiliens Kaffeefarmer 25 Säcke pro Hektar, knapp 60 Prozent mehr als vor 15 Jahren. Bei der Genossenschaft Coouxpe sind es sogar 33 Sack. Ursache der wachsenden Produktivität ist der Rundum-Service, den die Genossenschaft ihren Mitgliedern von der Produktion bis zur Ernte bietet. Coouxpe kann mit Zulieferern wie Agrochemiebetrieben oder Landmaschinenherstellern bessere Preise aushandeln als es die Kleinbauern alleine können. Ständig bietet die Genossenschaft Kurse an. Agrotechniker besuchen die Plantagen. Im Labor werden Bodenproben analysiert, um die Bodenqualität zu verbessern. Damit trotz der vielen Kleinproduzenten die notwendigen Mengen in der gewünschten Qualität produziert werden, durchlaufen die Bohnen nach der Ernte eine aufwendige Prozedur. Jeder Kunde verlange andere Qualitäten, sagt Paulino da Costa. Die Kooperative stelle heute 284 verschiedene Mischungen aus Arabica-Kaffe zusammen. 3,9 Millionen Säcke exportiert Coouxpe. Das ist doppelt so viel wie im Jahr 2010. Knapp 2 Millionen Säcke werden in Eigenregie geröstet und verarbeitet. Der Vertrieb erfolgt im Inland unter eigenem Markennamen. ++ (la/mgn/14.08.17 – 162)

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