Moskau/Belgorod/Hamburg, 27. August 2025 (geno) Russlands Genossenschaftsbewegung erreichte während des Ersten Weltkriegs (1914 bis 1918) einen Zenit. Das geht aus einem Vortrag hervor, den Ludmila Isaenko von der Genossenschaftlichen Universität Belgorod in Hamburg gehalten hat.
Als Hilfe für die zaristische Regierung sei im Herbst 1915 ein genossenschaftliches Zentralkomitee mit lokalen Niederlassungen gebildet worden. Dieser Ausschuss sollte die Genossenschaften aller Art befähigen die herrschende Nahrungsmittelkrise zu beenden und die Versorgung der Armee zu sichern. Der Krieg habe die russischen Genossenschaften nicht beeinträchtigt, sondern ihnen einen frischen Anreiz gegeben. Sie unterstützten die Flüchtlinge, sorgten für die Familien von Heeresangehörigen, versorgten Heer und Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und lieferten Bekleidungsstücke und Munition für den Heeresbedarf, schreibt Isaenko.
Der Russe sei immer für neue Ideen empfänglich gewesen und begeistert für das Genossenschaftswesen. Für die Genossenschaft galt: „Sie ist die friedliche Umwandlung des kapitalistischen Systems in das genossenschaftliche System.“
Die Genossenschaften veröffentlichten genossenschaftliche Zeitschriften, Zeitungen und Bücher, auch Anleitungen und Schulungsunterlagen für die Verbreitung der Genossenschaftsidee und ihrer genossenschaftlichen Aktivitäten. In den Jahren 1917 und 1918 wurden in St. Petersburg und in Moskau genossenschaftliche Hochschulen eröffnet.
„Durch den zweiten Genossenschaftskongress wurde 1913 das Projekt eines Genossenschaftsgesetzes erarbeitet, welches von der Staatsduma im Jahr 1916 verabschiedet und von der zaristischen Regierung genehmigt wurde.“
Zu dieser Zeit gab es in Russland mit 37.000 Genossenschaften weit mehr als in Deutschland. Davon waren 15.000 Kreditgenossenschaften, 11.000 Konsumgenossenschaften, 10.000 Agrargenossenschaften und 1.000 Produktivgenossenschaften. ++ (rl/mgn/27.08.25 – 216)
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