Fürstenwalde, 20. September 2023 (geno). Ein Großteil der in der DDR existenten Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) haben den fundamentalen Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft in die sogenannte Marktwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland moderat und sehr engagiert bewältigt. Über Einzelheiten dieses historischen Wandels berichtet der Historiker Marvin Brendel am Beispiel der Brandenburger Genossenschaft hsw eG – östlich von Berlin in Woltersdorf gelegen.
In der Rubrik „Wirtschaftswende Ost“ schildert hsw-Vorsitzender und Geschäftsführer Michael Gürtler in einem ersten Zeitzeugen-Interview die umwälzenden Vorgänge der damaligen Zeit. Die Handwerkergenossenschaft, die 1961 gegründet worden war, wurde 1972 verstaatlicht und in einen volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt. Im Wendejahr 1990 besann sich die Belegschaft der ursprünglichen Eigenschaft ihres Betriebes als Genossenschaft. Sie wurde am 1. Juli neu gegründet und zwar in zwei Sparten – Haustechnik und Tiefbau. Dazu sei ein gigantisches Vermögen zu regulieren gewesen, das der Staat DDR sich seinerzeit angeeignet hatte. Dazu zählten Grund und Boden, Gebäude sowie Maschinen und Werkzeuge. Als besonders vorteilhaft für die genossenschaftliche Wiedergeburt habe sich der enorme Bau- und Ausrüstungsbedarf erwiesen. Seitdem und bis heute schreibe man schwarze Zahlen. Nach den Worten des gelernten Gas-Wasser-Installateurs Gürtler seien damals noch 40 Mitglieder aktiv gewesen. Heute gehören um die 90 Mitglieder zur hsw-Genossenschaft.
Gürtler beschreibt die damalige Situation so: „Jeder hatte nur gehört, dass PGH’s zu DDR-Zeiten sehr reich waren. Es gab viele Gebäudereinigungs-PGH’s, es gab auch viele Kfz-PGH’s, und jeder hatte natürlich sofort erstmal das Vermögen vor den Augen. Daran sind nach meiner Ansicht viele kaputt gegangen, weil die einfach mehr das Vermögen gesehen haben als das Vermögen, was zu schaffen. Da haben – Gott sei Dank und das muss ich nochmal wiederholen – die Leute, die damals an diesem Prozess hier beteiligt waren, einfach nach vorne gedacht und nicht in den Vermögensverhältnissen, die damals geherrscht haben. Da leben wir noch heute von, muss man ganz klar sagen.“ Mitgliederversammlungen seien seinerzeit sehr turbulent und spannend verlaufen. Die einen wollten das Vermögen, die anderen wollten den Betrieb erhalten. ++ (hw/mgn/20.09.23 – 125)
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